Angriff auf frühere Zwangsarbeiter

PFEFFERSPRAY-ATTACKE Täter ist ein bekannter Nazi, soll aber verwirrt sein und kam in die Psychiatrie

Bei der Einweihung eines Mahnmals für Zwangsarbeiter in Bergedorf sind am Freitag ehemalige Zwangsarbeiter mit Pefferspray verletzt worden Der bekannte Neonazi Frank A. hatte gezielt Mitglieder einer polnischen Delegation angegriffen. Acht mussten ins Krankenhaus. Den Täter nahm die Polizei fest.

Am Freitagnachmittag waren 200 Besucher zur Einweihung beim City-Center Bergedorf gekommen. „Liebe Gäste der Gedenkfeierstunde …“, hatte Pastorin Angelika Schmidt die Veranstaltung gerade eröffnen wollen, als sich Frank A. nach vorn bewegte. Ohne Vorwarnung sprühte der 41-Jährige Pfefferspray auf die ehemaligen Zwangsarbeiter und deren Angehörige.

Auf Einladung des Senats waren sie angereist. Drei Frauen und vier Männer der Delegation im Alter von weit über 80 Jahren wurden ins Bethesda-Krankenhaus gebracht. „Diese Menschen sollten heute eine späte Würdigung erfahren“, sagte Schmidt der Bergedorfer Zeitung. „Stattdessen wurden sie nun aufs Neue misshandelt.“ Nach der Attacke erklärte Bezirksbürgermeister Arne Dornquast (SPD), die Einweihung nicht abzubrechen. „So einen Erfolg gönnen wir diesem Idioten nicht“, sagte er nahe dem ehemaligen Gelände einer Stuhlrohrfabrik, in der Zwangsarbeiter einst Geschosshülsen herstellen mussten.

„Das Mahnmal war nicht unumstritten“, sagt Cornelia Kerth, Bundesvorsitzende der Verfolgten des Naziregimes (VVN). „In der örtlichen Presse“, so die Hamburgerin, „reichten die Kommentare von ‚nun muss es aber mal gut sein‘ bis zu Scheindebatten um die Kosten.“ Zwei VVN-Mitglieder wurden ebenfalls verletzt.

Dem Staatsschutz war Frank A., der psychischen erkrankt ist, bekannt. Am Mittwoch hatte er vom Amtsgericht Bergedorf einen Strafbefehl in Höhe von 3.000 Euro erhalten, weil er dem inhaftierten Holocaustleugner Horst Mahler rechtsradikales Propagandamaterial geschickt hatte. „Nach der Tat kam der Täter in psychiatrische Behandlung“, sagt eine Sprecherin der Polizei.  ANDREAS SPEIT