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RECHTS VOM KANALMa Thilda

Ein paar Verstreute sitzen in den Ecken

Es war fast wie früher. Eine halbleere Bar irgendwo am Rande der Sperrbezirke, in einer Ecke steht X., die sich als DJane N. nennt, hinter einem Vintage-Koffer und legt Schallplatten auf, meist finnische oder französische Schlager-Coverversionen bekannter Rockhits früherer Tage, und insgesamt natürlich zu laut. Ein paar Verstreute sitzen in den Ecken. Wir klemmen uns an die Bar, der Wirt ist ein freundlicher Mann auf zweitem Bildungsweg, das Bier kommt in Flaschen.

Die Bar liegt im nächsten Gebiet, das von der Szene zu entdecken ist. Tatsächlich ist man überrascht, auf dem Weg von der Weserstraße hierher, nämlich gewissermaßen auf der falschen Seite des Kanals, aber immer noch nicht in Treptow, also in der rechtskanalischen, vergessenen Seite Neuköllns, viele neue Bars und Cafés zu sehen. Das Kollektiv K-Fetisch hat sich beispielsweise auch hier gebildet und versucht sich trotz des verunglückten Wortspiels im Namen an einer Neudefinition des freien Neuköllns.

Die Bar, in der wir herumsitzen, heißt Ma Thilda. Zwei Wörter also, die trotzdem nicht verhindern, dass man im Anschluss für Stunden diesen Schlager von Harry Belafonte im Ohr hat. Die Einrichtung hat etwas von einem Irish Pub, der in den fünfziger Jahren etabliert wurde, die zusätzliche Einrichtung – ein chinesisches Geldhereinwinkkätzchen, ein kleiner Buddha, sonstiger Tinnef – ist nicht immer geschmackssicher, aber insgesamt könnte das ein schmuckes Plätzchen werden. Die Zeichen stehen gut.

Irgendwann kommt T. herein und erzählt, dass seine Arthaus-Kinokette sich von den Filmvorführern, also auch von ihm, verabschiedet. Wir leben in Übergangszeiten. Für T. ist das natürlich bitter. Aber wie singt Belafonte so schön: „Die Frau hat mir eine Katze und ein Pferd verkauft und ist mit 500 Ocken abgedüst.“ Im Original: „She take me money and run Venezuela.“ RENÉ HAMANN

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