Ist die Bundesliga heuer wirklich so viel besser?

ja,

und das hat nichts mit dem zweiten Tabellenplatz von Bayern München zu tun. Mehr Spannung bedeutet nicht zwangsläufig mehr Qualität. Wenn der FC Bayern, der Dominator der letzten Jahre, deutlich an Stärke verloren hat, dann muss man diese nicht wie in einer mathematischen Gleichung anderen Vereinen zurechnen.

Das Mehr an Qualität, an Esprit und Mut in der Fußball-Bundesliga kann man besser an Schalke 04 als an Bayern München bemessen. Denn das Team von Domenico Tedesco spielt denselben defensiven, reaktiven, auf Zerstörung gegnerischer Spielideen ausgerichteten Fußball wie in der Vorsaison, als man der Topverein hinter dem vermeintlich unerreichbaren FC Bayern war. Mit dieser Art von Fußball – das ist die gute Nachricht für alle Fans des schönen Spiels – kann man sich in der Liga nicht mehr im vorderen Bereich etablieren. Die derzeitigen besten sechs des deutschen Fußballs werden allesamt vornehmlich um ihre kreativen Offensivabteilungen beneidet. Und auch die Hoffenheimer, der einzig gescheiterte Liga-Vertreter in der Champions League, haben mit so manchem Spektakel ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis gestellt.

Im Vergleich zur Vorsaison fallen nicht nur viel mehr Tore, durch die Transferpolitik der Bundesligisten haben die Teams an Tempo dazugewonnen. Paradebeispiele dafür sind Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt. Aber auch Klubs wie Mainz 05 haben ihr Spiel beschleunigt. Es ist ein Paradigmenwechsel auf dem Spielfeld zu beobachten. Weil an den gebräuchlichen uniformen Verteidigungskonzepten kaum mehr etwas zu optimieren ist, wird in der Bundesliga wieder nach vorn gedacht.

Die Verpflichtung von Peter Bosz bei Bayer Leverkusen ist ein weiterer Beleg für die Aufbruchstimmung in der Liga. Vor einem Jahr ist er mit seiner Risikoliebe noch bei Borussia Dortmund gescheitert. Leverkusen will das Wagnis dennoch eingehen. Johannes Kopp

nein,

und ich darf Ihnen, lieben Leserinnen und Lesern, auch sagen, warum: Die Bundesliga ist nur häppchenweise und retuschiert zu ertragen, am ehesten noch in Zusammenschnitten, also in Ereigniskonzentraten, deren hervorstechendstes Merkmal ihr kreativer Bezug zur Wirklichkeit ist. Da bekommt man, ob nun in der „Sportschau“ oder auf Sky im Format „Alle Spiele, alle Tore“ die verdichtete Realität dargereicht und denkt sich: Meine Güte, in der Bundesliga geht es aber ab! Tolle Szenen, schöne Tore noch und nöcher. Da kann die englische Premier League oder die spanische La Liga bestimmt bald einpacken.

Tja, und dann sitzt man vor der Glotze und schaut sich ein Spiel in der Langfassung an, sagen wir mal: Leverkusen gegen Hertha. Man quält sich so ein bisschen durch diese 93 Minuten. Okay, es fallen vier Tore, und Leverkusen deutet ansatzweise an, wozu es in der Lage wäre, wenn ein Rädchen ins andere greift, aber nach diesen doch sehr langen 5.580 Sekunden denkt man sich: Was hätte ich in dieser Zeit nicht alles tun können? Den Weihnachtsbaum aufstellen, abwaschen, sich mental auf die Schwiegereltern einstellen. Aber nein, man musste sich ja unbedingt diesen Kick angucken, der so durchschnittlich war wie die ganze Bundesliga-Hinrunde.

Man sollte sich nicht blenden lassen von den magischen Momenten der Dortmunder und dem Lauf der Frankfurter, im Großen und Ganzen wird einem in der Durchreiche der Bundesliga nur hartes Schwarzbrot in die Hand gedrückt. Man mümmelt an dem ollen Knust herum und redet sich ein, das wäre ein ganz feiner Leckerbissen. Dann schaltet man um, meinetwegen auf DAZN – und landet in der Premier League, wo es deutlich schneller und intensiver zugeht. Man schaut sich Manchester City an und den FC Liverpool, Spieler, die wie aufgedreht nach vorne stürmen und echten One-Touch-Fußball zelebrieren. Dann denkt man wieder an die Bundesliga, Habitat der So-lala-Unterhaltungskünstler. Markus Völker