Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt:
Vor China wird derzeit gewarnt. Weil der Wunsch, endgültig zur größten Weltmacht aufzurücken, sich vermehrt aus den Verlautbarungen des Großen Vorsitzenden Xi Jinping heraushören lässt. Da können die USA, great again hin oder her, anscheinend wenig ausrichten. Weit entfernt von östlichem Imperialismus ist hingegen das in London ansässige Label Chinabot. Dessen Betreiber, der kambodschanische Musiker Saphy Vong alias Lafidki, möchte über östliches Tonschaffen ein anderes Bild der Menschen aus Asien vermitteln, jenseits etwaiger Stereotype. Beim Chinabot-Abend im Arkaoda spielen am Donnerstag die taiwanesische audiovisuelle Künstlerin Sabiwa und ihr koreanischer Kollege Samin Son auf, dazu gibt es eine Performance des in Berlin lebenden Exilfranzosen Laurent Jeanneau alias Kink Gong, der im asiatischen Raum Tonaufnahmen der Stimmen von ethnischen Minderheiten macht, um sie anschließend in Collagen zu verfremden (Karl-Marx-Platz 16, 21 Uhr, 5–8 €).
Um geografisch ein wenig in der Region zu verweilen: Die Katastrophe von Fukushima 2011 war Inspiration für „Miyagi Haikus“, eine offene Partitur aus musikalischen Haikus. Geschrieben hat sie der in Mumbai geborene und in Deutschland aufgewachsene Komponist Sandeep Bhagwati. Als Pre-Opening Konzert mit drei Ensembles voreröffnen sie, ebenfalls am Donnerstag, im Haus der Kulturen der Welt das Auftaktprogramm des neuen Projekts „Das neue Alphabet“ über die Bedeutung von Zeichensystemen wie Binärcode, Algorithmen und DNA (John-Foster-Dulles-Allee 10, 15 Uhr, Eintritt frei).
Auch an der Akademie der Künste blickt man diese Woche gen Osten. „Free International Drumming II“ heißt dort das Konzert am Sonnabend, das künstlerische Forschungslabor „Wo kommen wir hin“ bietet aktuelle koreanische Musik. Dabei sollen klassische höfische Musik, Rituale des koreanischen Schamanismus und Jazz aufeinandertreffen. Es spielen das Ensemble DoodulSori, der Berliner Saxofonist Peter Ehwald & Ensemble ~su und INklang (Pariser Platz 4, 20 Uhr, 9/6 €).
Weniger spezifisch asiatisch, dafür dezidiert heutig ist seit alters her die musikalische Orientierung des Festivals Ultraschall Berlin. Seit 20 Jahren gibt es inzwischen diese Institution für neue Musik. Am Mittwoch eröffnet man im Haus des Rundfunks mit einem Konzert des Deutschen Symphonieorchesters Berlin unter Sylvain Cambreling und des GrauSchumacher Piano Duos. Zu hören sind Werke der Komponisten Charlotte Seither, Philippe Boesmans und Joanna Wozny (Masurenallee 8–14, 20 Uhr, 18/12 €).
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