meinungsstark
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Rassismus: psychische Erkrankung?

„Kein ‚oder‘“, taz vom 4. 1. 19

Was ist „psychisch krank“? Angenommen, wir einigen uns auf einen Katalog von tragfähigen Definitionen (medizinisch, psychiatrisch und so weiter), dann haben zum Beispiel Frantz Fanon und – etwas poetischer vielleicht – Aimé Césaire hinreichend dargestellt, dass Rassismus (hüben wie drüben) immer alle Kennzeichen einer psychischen Erkrankung trägt. Wer es gerne etwas aktueller haben möchte, halte sich an die Analysen von Achille Mbembé! Die ganzen Diskussionen, ob „rassistisch“ begründete Gewalt (egal, ob physisch oder psychisch) möglicherweise auf „psychische Erkrankung“ zurückzuführen sei, sind doch völlig sinnentleert, weil tautologisch! Das Einzige, was damit bewirkt wird, ist, dass so ein sehr gefährlicher Raum geschaffen wird, in dem Rassismus irgendwie auch einen „vernünftigen“ Platz haben kann oder könnte.

Dirk Appel, Külsheim

Taiwans Volkswagenprinzip

„Peking droht Taipeh mit dem Einsatz von Gewalt“,

taz vom 3. 1. 19

Sehr geehrte taz-Redaktion, nach der Rede von Xi Jinping am 2. Januar werden die meisten Leute fragen: „Wie ernst ist Pekings Wiedervereinigung mit Taiwan notfalls mit Gewalt?“ Vor einigen Jahren hieß es noch, ob es eine gewaltsame Wiedervereinigung geben wird. Heute spricht man davon, wann es sie geben wird. Die meisten Taiwaner sehen die militärischen Drohungen mit wachsender Angst, denn sie sind sich bewusst, dass ein Regime ohne Regierungslegitimation immer auf krankhaften Patriotismus zurückgreift, wenn es ein Ablenkungsmanöver benötigt. Diktatur gedeiht am besten auf dem Mist von Nationalismus ohne Achtung der Menschenwürde. Das chinesische Regime untersteht keiner Kontrolle durch das Volk, duldet keinen Widerspruch, geschweige denn Kritik. Demokratisch denkende Taiwaner trauen einem Regime, das sein eigenes Volk ermordet, nicht über den Weg, trauen ihm aber alles zu.

Das „Ein-China-Prinzip“ ist eine Missachtung der Tatsachen. Taiwan ist ein souveränes, unabhängiges Land und unterhält wesentliche Beziehungen zu den meisten Ländern der Welt. Dass das „Ein-China-Prinzip“ der Konsens der internationalen Gemeinschaft ist, ist keineswegs die Wahrheit. Sogar unter den 178 diplomatischen Verbündeten Chinas gibt es nur 51 Länder, weniger als ein Drittel, die das „Ein-China-Prinzip“ in den Kommuniqués oder verbundenen Dokumenten voll und ganz anerkennen. Die meisten demokratischen Länder, wie die EU, die USA und Japan, haben ihre eigene „Ein-China-Politik“ und haben das von China geforderte „Ein-China-Prinzip“ nicht akzeptiert. Freiheit soll das Ziel der Wiedervereinigung sein und nicht der Preis dafür. Hongkong ist ein abschreckendes Beispiel, nach dem „ein Land, zwei Systeme“ schon gescheitert ist und die Freiheit in Hongkong Schritt für Schritt erodiert.

Es gibt Wiedervereinigung und Wiedervereinigung, aber Demokratie ist kein Teil des Kommunismus. China nennt sich offiziell die Volksrepublik China, dann müsste es auch das Volkswagenprinzip von Taiwans Demokratie übernehmen, und zwar kostenlos, diesmal heißt Copyright ausnahmsweise „Copy is right“. Das Volkswagenprinzip der Demokratie lautet: Wir sind das Volk und dürfen es auch wagen.

Jhy-Wey Shieh, Repräsentant von Taiwan, Berlin

Neues Wissen für die Ohren

„Wissenschaftskommunikation sucht neue Wege“,

taz vom 4. 1. 19

Schade, dass vorhandene Ansätze überhaupt keine Erwähnung finden. Die Podcasts „Forschergeist“ (Stifterverband für die deutsche Wissenschaft), „Resonator“ (Helmholtz-Gemeinschaft) und „Raumzeit“ (DLR/ESA) tragen fundiert Wissenschaft und das Wissen um Wissenschaft in die Öffentlichkeit. Ich spreche hier über insgesamt 287 Sendungen mit über 300 Stunden bester Wissenschaftskommunikation. Journalismus, zumal digitalen, weiterhin nur als „Lesbares“ zu betrachten, zeigt, wie schwer es ist, auf der Suche nach neuen Wegen mal die Augen und Ohren zu öffnen. André Podszus, Norderstedt