Weiterer „Doxing“-Fall

Auf Indymedia wurden am Wochenende ebenfalls private Daten ohne Einwilligung veröffentlicht

Von Tobias Schulze

Nach dem Datenangriff auf Politiker, Journalisten und Künstler ermittelt die Polizei im Umfeld des mutmaßlichen Täters. Das BKA hat unter anderem angegeben, am Sonntag die Wohnung eines möglichen Zeugen in Heilbronn durchsucht zu haben.

Dabei handelt es sich offenbar um einen 19-Jährigen, der laut eigenem Twitter-Profil in Kontakt mit dem Täter steht. Das BKA habe „gestern in einer mehrstündigen Razzia meine Wohnräume durchsucht“, schrieb der User am Montag. Zuvor hatte er behauptet, dass er den Täter über das Internet „seit Jahren kennt“, allerdings keine Informationen zu dessen Identität habe. Um seine Angaben zu untermauern, veröffentlichte er den Screenshot einer angeblichen E-Mail des Täters. Darin kündigte ihm dieser am Freitag an, seinen Computer als Beweismittel zu vernichten.

Im Dezember hatte der weiterhin unbekannte Täter private Daten von knapp 1.000 Personen veröffentlicht. Darunter befanden sich unter anderem Face­book-Chats. Die breite Öffentlichkeit bekam dies erst in der vergangenen Woche mit. Unterschiedliche Angaben gibt es darüber, was das zuständige Bundesamt für IT-Sicherheit schon zuvor über den Fall wusste. Am Montag traf sich Innenminister Horst ­Seehofer mit dem Chef der Behörde, Arne Schönbohm, sowie mit dem Präsidenten des Bundeskriminalamts, Holger Münch. Über den Inhalt des Gesprächs gaben die Beteiligten zunächst keine Auskunft.

Einen weiteren Datenangriff gab es am Wochenende auf dem linken Internetportal Indymedia. Jeder Internetnutzer kann dort eigene Beiträge veröffentlichen. Unbekannte, offenbar rechtsextreme User nutzten diese Möglichkeit, um Daten von Dutzenden linken Journalisten, Politikern und Aktivisten zu veröffentlichen. Die Seitenbetreiber haben die Daten mittlerweile gelöscht.

Überschrieben war die Liste mit den Worten „Wir kriegen euch alle“. Verzeichnet waren Adressen und Telefonnummern, aber keine Chats oder weitere private Informationen. Hinter dieser Liste muss kein Hacker-Angriff stecken: Viele der Daten, etwa Adressen von Abgeordnetenbüros, sind ohnehin öffentlich zugänglich. Weitere Daten waren in exakt der Form angegeben, wie sie auch bei einer sogenannten Who-is-Anfrage der Firma Denic erschienen. Denic verwaltet alle Internetadressen mit der Endung „.de“. Auf der Homepage der Firma konnte bis zum vergangenen Jahr jeder Internetnutzer nachschlagen, wer Inhaber von „.de“-Adressen ist.