Zu kurz gedacht

BAHNAUSBAU Die Modernisierung der Strecke zwischen Hamburg und Hannover droht an einem Rechenfehler zu scheitern: Viele der neuen Bahnsteige sind für moderne Züge nicht lang genug

In den Streckenausbau investieren Bahn, Bund und EU rund 280 Millionen Euro

Der Ausbau der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Hannover trifft auf unerwartete Probleme. Zu kurze Bahnsteige an mehreren Stationen zwischen Lüneburg und Hamburg drohen eine Verbesserung des Zugverkehrs zu verhindern. Hintergrund sind Pläne der Deutschen Bahn, an mehreren Stationen marode Bahnsteige durch kürzere zu ersetzen.

Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) möchte ab Ende 2010 zwischen Lüneburg und Hamburg längere Bahnen mit sieben statt bisher fünf Wagen einsetzen. Dazu wären 220 Meter lange Bahnsteige nötig. Die Deutsche Bahn aber hat vor, baufällige 240-Meter-Plattformen unter anderem in Bardowick, Radbruch und Ashausen auf 170 Meter zu verkürzen. Die LNVG will nun in Gesprächen mit der Bahn eine Änderung dieser Pläne erreichen.

Das Problem betrifft letztlich das gesamte Dreieck zwischen Hamburg, Bremen und Uelzen, dessen Betrieb unter dem Namen Hanse-Netz neu vergeben wird. „Diese Ausschreibung könnte so nicht realisiert werden“, sagt eine Sprecherin der LNVG. „Wir haben ein sehr großes Problem.“ Als die Bahn ihre neuen Bahnsteige konzipierte, habe es noch keine Planungen für das Hanse-Netz gegeben, das in einem Jahr starten soll.

Die Bahn hatte vor zwei Wochen mit dem Ausbau der Strecke begonnen. Dafür investieren Bahn, Bund und EU insgesamt rund 280 Millionen Euro. Ein drittes Gleis zwischen Lüneburg und Hamburg soll vor allem die Anbindung des Hamburger Hafens ans Hinterland mit hohem Gütertransportaufkommen entlasten.

„Auf einer der höchstbelasteten Strecken in ganz Deutschland werden wir bis 2014 eine moderne Verbindung schaffen, auf der Personen- und Güterverkehr ungehindert nebeneinander fahren können“, hatte Staatssekretär Achim Großmann aus dem Bundesverkehrsministerium beim ersten Spatenstich vollmundig versichert. SVEN-MICHAEL VEIT