Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Manchmal sollte man sich auch mit Dingen beschäftigen, die etwas weiter weg von einem liegen. Wobei gerade aus der Distanz betrachtet die recht allgemein wiedererwachte Lust am Progrock einen schon seltsam anrühren mag, hört man ihm aber mal aus der Nähe zu, merkt man doch so eine Sehnsucht nach Komplexität, die allerdings dann so komplex oder gar verstörend in schroff gesetzten Widersprüchen meist nicht ist. Was damit ein recht plausibles „Ja, aber“-Programm darstellt, für das man diese Woche mit Porcupine Tree am Montag im Huxley’s den stimmigen Soundtrack hat. In keine Schublade sollen die Briten passen und „eine der am schwierigsten zu kategorisierenden Bands der heutigen Zeit“ sein, wie es im Werbeblatt zur Band steht, dem natürlich entschieden widersprochen werden muss. Die Kategorisierung geht sogar ganz einfach, mit zwei Worten nur: King Crimson. Zwischen deren Metal-prügelndem „21st Century Schizoid Man“ und dem melodischen Gesäusel von „I Talk to the Wind“ bewegen sich auch Porcupine Tree, was für die Freunde des knackigen und arschtretenden Dreimimuten-Songs jetzt allerdings nur bedingt zu empfehlen ist. Interessant zu hören dürfte auch sein, wie am Dienstag im Lido das mit den netten Soundtricks beim zweiten Album „Vagarosa“ von Céu live auf die Bühne umgesetzt wird. Wobei die brasilianische Sängerin musikalisch durchaus auch was für tendenzielle Brasilienmusikhasser (wie eigentlich ich einer bin) ist, mit einem Bossa-Triphop, dem hübsch von einer Fingerschnippmusik zugespielt wird, wie man sie von den Exotica-, Lounge- und Krimimusik-Samplern her kennt. Vollkonzert am Abend im Lido und, mit freiem Eintritt kostengünstiger, dafür in der Länge knapper als Kurzkonzert gehalten, bereits um 18 Uhr bei Dussmann in der Friedrichstraße.

■ Porcupine Tree: Huxley’s, Hasenheide 107, Mo, 20 Uhr. VVK: 30 €

■ Céu: Lido, Cuvrystr. 7, Di, 21 Uhr. VVK: 22 €