KURZKRITIK: KLAUS IRLER ÜBER DAS FOTO-BUCH „KURS HAMBURG“
: Optimierte Wirklichkeit

In der Fotografie gibt es das Portrait und es gibt das Schiffsportrait. Beim Portrait steht ein Lebewesen vor der Kamera und es geht darum, etwas Charakteristisches festzuhalten. Beim Schiffsportrait ist das anders: Das Schiffsportrait soll ein Schiff möglichst detailgetreu auf Fotopapier fixieren. Es geht um Technik und um Fakten.

Ein eindruckvolles Beispiel dafür sind die Bilder, die der Fotograf Hans Hartz in den 1930er Jahren im Hamburger Hafen gemacht hat. Hartz hat einen Dampfer nach dem anderen fotografiert und dabei auf technische Perfektion geachtet: beste Beleuchtung, optimale Tiefenschärfe. Die Fotos sehen wirklicher aus als die Wirklichkeit.

Klaus-Peter Kiedel hat über 80 dieser Aufnahmen wieder veröffentlicht in dem Fotobuch „Kurs Hamburg“. Die Schiffsschlote rauchen, im Hintergrund ist der Hafen oder Blankenese zu sehen und die Menschen sind lediglich Beiwerk – ebenso wie die Hakenkreuzflaggen.

Was aus diesen Bildern spricht, sind Faszination und Bewunderung. Hans Hartz versucht, den Meisterwerken der Ingenieure auf Augenhöhe zu begegnen, indem er die Fotografie als Frage der Technik begreift. Historiker werden ihre Freude daran haben. Und Fans von Schiffen natürlich auch.

Klaus-Peter Kiedel: „Kurs Hamburg“, 2012, 96 S., 19,90 €