DANK „ABENDBLATT“ WISSEN WIR NUN, DASS DER INVESTOR DES HSV UND SEIN STAR ÄHNLICHE UHREN TRAGEN
: Kühne + Vaagel

ROGER REPPLINGER

Vergangene Woche gewährte uns das Hamburger Abendblatt durch drei mehrspaltige Fotos und zwei Interviews, jeweils eine Seite lang, Blicke in die Seelen von Klaus-Michael Kühne, durch das Logistikgeschäft Milliardär, und Rafael van der Vaart, durch seiner Füße Arbeit Millionär geworden. Danke.

Man traf sich im elften Stock der Deutschlandzentrale von Kühne + Nagel in der Hafencity. Nach einem Mahl in der „Sky Lounge“, an dem auch Sylvie van der Vaart, die reizende Gattin des Fußballers, teilnahm, „empfingen die Brüder im Geiste“ als Petit Four drei Herren des Abendblatts im „Sky Conference Room zum Doppelkopf“. Nein, nicht „Doppelkopf“, zum „Doppelinterview“.

Wir betrachten zunächst die Fotos, die ein Triptychon ergeben: Der Millionär, das neue, schnelle Geld, trägt Drei-Tage-Bart, einen blauen Pullover mit V-Ausschnitt, weißes Hemd, Jeans. Der Milliardär im blauen Anzug, blaue Krawatte mit weißen Tupfen. Blau tragen heißt: Ich bin Hanseat. Beide zeigen Uhren, die vom gleichen Schneider stammen könnten: Den Milliardär ziert eine aus Gold, den Millionär die sportliche Variante mit Knöpfen, damit er beim Tauchen die Zeit stoppen kann. Der Millionär trägt unter der Uhr einen Armreif, den Ehering rechts, der Milliardär links.

Durchs Interview erfahren wir, dass die beiden Handynummern ausgetauscht haben und sich duzen. Der Milliardär erzählt von der Nacht, als Rafael auf die Welt kam. Um 1.30 Uhr ist er in seinem Haus in der Schweiz, dort lebt er, um dem deutschen Fiskus keine Steuern für Kitas und anderen Mist zu zahlen, „ins Bett gegangen mit dem Gefühl, ein Transfer sei in weite Ferne gerückt“. Er vergisst, sein Handy auszuschalten, und bekommt deshalb eine Stunde später eine SMS von HSV-Vorstand Joachim Hilke. Dann telefonieren Hilke und Kühne, es geht um „Zahlungsmodalitäten“. Das Abendblatt bohrt: „Heißt das, dass der Deal geplatzt wäre, wenn Sie Ihr Handy ausgemacht hätten?“ Keiner geht aufs Klo, Knistern im 11. Stock von Kühne + Nagel. „Na ja“, sagt Kühne, „na ja.“ So sind sie, unsere Milliardäre! So bescheiden. Und wer pennt die ganze Nacht? Van der Vaart!

Im zweiten Teil freuen wir uns, weil Kühne ein Trikot von van der Vaart hat, weinen, weil Sylvie und Rafa in Madrid „jeden Tag an Eppendorf gedacht“ haben. Die Liebe zu Hamburg ist wichtig, denn das Abendblatt bekam Briefe von Lesern, die daran erinnern, dass van der Vaart im August 2007 ein Trikot des FC Valencia in die Kamera hielt, was manch kritisches Wort im Abendblatt auslöste, und nun nicht verstehen, warum über Rafas Rückkehr so tiriliert wird. Kühne hält die „Strukturen beim HSV für wenig erfolgversprechend“, kritisiert das Management, das nicht pariert, wenn er Anweisungen gibt.

Nun wissen wir, wie gut leichtes und schweres, viel und sehr viel Geld harmonieren. Für Kühne + van der Vaart unangenehme Dinge sprechen die Herren des Abendblatts im elften Stock nicht an. Die Anwesenheit von Journalisten wäre als störend empfunden worden.