Schünemanns Hassobjekt

Das Ende sei ja zum Glück absehbar, sagt er. „Ich komm’ ja wieder.“ Wenn die Therapie glatt läuft, ist Victor Perli im Januar wieder im politischen Einsatz, „und ich werde auch währenddessen nicht ganz weg sein“, sagt er. Die Diagnose: Krebs. Hodgkin-Lymphom, mit 30. Ein echter Vollscheiß, wär’s für jeden, auch, wenn nicht gerade der Landtagswahlkampf losginge in Niedersachsen. Dort ist Perli Vize der Linksfraktion, ihr Hochschulpolitiker – und unnachgiebigster Kämpfer gegen Uni-Gebühren.

Er tritt zur Wiederwahl an. Sein Wahlkreis liegt in Wolfenbüttel, wo Krebs nicht nur Leidensgeschichte, sondern auch Politikum ist. Aber Populismus scheint keine große Versuchung für ihn zu sein: „Bei Lymphdrüsenkrebs gab es rund um die Asse keine statistische Auffälligkeiten“, sagt er. Überhaupt, über die Diagnose zu sprechen „wäre mir eigentlich zu privat“. Bloß muss er halt erklären, warum er ausgerechnet im Wahlkampf anfängt, die Öffentlichkeit zu scheuen. Denn bis jetzt war Perli eine der wahrnehmbarsten Figuren der Niedersachsen-Linken.

Auch, weil er ein großes Pensum erledigt: Im Kreistag Wolfenbüttel führt er die Gruppe aus Linke und Piraten, die er selbst geschmiedet hat. Im Landtag hat er ein gutes Dutzend Anträge und Gesetzesentwürfe vorgelegt – und 70 Reden gehalten: Wenn Perli ans Pult tritt, geht nicht selten ein echtes Geblöke los. Auffällig ist ein bewusst verletzender Charakter der Zwischenrufe.

Wahr ist, dass auch Perli gern mal in Ministerreden brüllt oder T-Shirts mit politischen Slogans trägt. Aber der persönliche Ton geht auf Uwe Schünemann zurück. Schon 2008 hatte der seinen geradezu pathologischen Linken-Hass auf ihn projiziert: Perli, dessen Eltern 1991 das erste italienische Restaurant auf Ex-DDR-Terrain eröffnet hatten, sei zu Unrecht eingebürgert worden, unter Umgehung der Verfassungsschutz-Regelanfrage, insinuierte der Innenminister. Dass er sich, wie ein anständiger Mensch, für die unwahren Behauptungen entschuldigt hätte, ist nicht überliefert. BES