Der Turkmenbashi steht auf Live-Musik

Turkmenistans Präsident lässt per Dekret ab sofort das öffentliche Abspielen von Playbackmusik verbieten

BISCHKEK taz ■ Der Führer aller Turkmenen mag es live. Der turkmenische Präsident auf Lebenszeit, Sapamurad Nijasow, gilt in seinem Land nicht nur als weiser Staatenlenker, Philosoph und Wissenschaftler, sondern ebenso als leidenschaftlicher Musikkenner und -liebhaber. Vor allem besucht er Konzerte, bei denen die Sangeskünstler die von ihm gedichteten Lieder intonieren.

Mit den lästigen Playbackkonzerten dagegen soll nun endgültig Schluss sein. Die jüngste Verordnung des Turkmenbashi verbietet das Abspielen von Musikaufnahmen bei Konzerten, Hochzeiten und im Fernsehen. Sie richtet sich vor allem gegen russische Popsternchen und Girl- und Boygroups, die en masse in den Sommermonaten in den zentralasiatischen Staaten auf Tournee gehen.

Der 65-jährige Staatschef regiert die ehemalige Sowjetrepublik seit der Unabhängigkeit. In dem an Erdgas- und Ölvorkommen reichen Staat frönt der Pferdeliebhaber dem Personenkult. In der Hauptstadt Aschgabad dreht sich eine goldene Statue des Turkmenbashi um die Sonne. Dort wurden auch prächtige Paläste und Triumphbögen aus Marmor und Gold zu Ehren des großen Führers hochgezogen. Besondere Verehrung wird der Mutter des Präsidenten zuteil. Jedes Dorf ziert eine Statue von ihr, vom Turkmenbashi selbst und bisweilen auch von seinem Lieblingspferd.

Die Monate tragen den Namen des Staatenlenkers, der Mutter und des Buches „Ruhnama“ (www.rukhnama.com), das der Führer zur Erbauung seiner Bevölkerung geschrieben hat. Nach dem Willen des dankbaren Volkes wurde dieser Schrift der Ehrenplatz hinter dem Koran eingeräumt. Als in der von Nijasow erbauten größten Moschee der Welt auch Verse seines Buches den heiligen Raum schmücken sollten, rebellierte der islamische Führer in Turkmenistan. Im März 2004 wurde er dafür zu 20 Jahren Haft verurteilt. Die einzige islamische Lehranstalt wurde geschlossen und das Barttragen steht auf dem Index.

Die Volksgesundheit liegt Turkmenbashi besonders am Herzen. Da die Provinzkrankenhäuser seine Meinung nach schlecht sind, wurden sie geschlossen. Kranke müssen in die medizinischen Zentren in die Hauptstadt pilgern. Jegliche Opposition wird brutal unterdrückt. Die Bodenschätze des Landes, das der OSZE angehört, schützen den Turkmenbashi bisher vor deutlicher Kritik des Westens. MARCUS BENSMANN