Der Insolvenzverwalter

Dieter Schönfeld kann rechnen. Das muss er auch. Denn der Verwaltungswirt und heutige Bürgermeister Bad Segebergs muss die Pleite der Kreisstadt abwenden. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, sind wir Ende 2014 zahlungsunfähig“, sagt er.

Der Posten, den er vor drei Jahren antrat, ist undankbar. Seit 13 Jahren hat die Stadt keinen einzigen ausgeglichenen Haushalt mehr vorzuweisen. Als mittelfristiger Finanzplaner in Hameln hat er gelernt, in die Zukunft zu schauen – und vorauszurechnen, wie sich Einnahmen und Ausgaben rechnen. Und er hat gelernt, die Folgekosten im Blick zu behalten, wie er sagt.

Mit einem solchen Verschuldungsgrad hat es der 60-Jährige, der bereits 18 Jahre lang Verwaltungschef im schleswig-holsteinischen Gettorf war, aber noch nie zu tun gehabt. Bad Segeberg hat Schulden von knapp 60 Millionen Euro und ein jährliches strukturelles Defizit von 2,2 Millionen Euro. Löhne und Gehälter müssen teilweise aus Krediten gezahlt werden.

Schuldig an der desolaten Lage fühlt sich Schönfeld nicht. Eher sieht er sich als Insolvenzverwalter. Auch wenn Städte nicht insolvenzfähig sind: Könnte Bad Segeberg aber nicht mehr zahlen, muss die Kommunalaufsicht einschreiten.

Die Stadt habe entscheidende Fehler gemacht, sagt Schönfeld. Doch auch heute noch stößt er mit seinem Vorstoß, Parkgebühren sowie die Fremdenverkehrs- und Kursteuer zu erheben, bei der Stadtvertretung auf Widerstand. Besonders die fehlende Kursteuer vergrätzt ihn. Denn 70 Prozent der Kosten hätte sich die Stadt längst von den Begünstigten zurückholen können. Stattdessen verschenke die Stadtvertretung das Geld. Immerhin ist die Zweitwohnungssteuer inzwischen beschlossene Sache.

Mit rund 15 Millionen Euro schlagen allein Fehlkalkulationen für ein Pflegeheim und das Spaßbad auf Fehmarn zu Buche. Bei allen Bemühungen, rechnet Schönfeld vor, könne die Stadt höchstens die Hälfte des fehlenden Betrages aus eigenen Kräften heranschaffen.  LKA