Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Oh mein Gott! Nun dreht der BBK, unermüdlicher Vertreter freischaffender bildender KünstlerInnen in Deutschland, komplett am Rad. Sicher lässt sich die Entscheidung, Ai Weiwei, Romuald Karmakar, Santu Mofokeng und Dayanita Singh als repräsentatives Quartett nach Venedig zu schicken, diskutieren und kritisieren. Nur bitte sollte der Diskurs nicht nationalistisch angelegt werden. Und vor allem nicht auf einem solchen Nivöchen, wie sie die Pressemitteilung des Bundesverbandes einleitet. Da rückt das übliche Galeriegeschehen an dieser Stelle vor Ärger kurz mal in den Hintergrund. So schreibt BBK-Vorsitzender Werner Schaub:Dass die von Guido Westerwelle eingesetzte Kuratorin, Susanne Gaensheimer, bei der Biennale von Venedig 2013 im Deutschen Pavillon keine deutschen Künstlerinnen und Künstler präsentieren wird, wirkt auf viele Exponenten der deutschen Kulturszene befremdlich.“ Wann aber ist man deutsch, frag ich mich nicht nur in Bezug auf den in Deutschland geborenen und lebenden Filmemacher Karmaker? Wie viele solcher Deutschen repräsentiert Schaub wohl und fällt ihnen so unverblümt in den Rücken? Zumindest aber nicht den vier ausgewählten, denn weder Karmaker noch Ai Weiwei dürften BBK-Mitglieder sein. Also eine Frage der Vereinsmeierei? Was aber noch viel liederlicher anmutet, ist Susanne Gaensheimer dazu zu missbrauchen, Guido Westerwelle vermeintlich an den Karren zu fahren. Denn selbst wenn Westerwelle die Kuratorin als Außenminister benennt, zuständig für die Entscheidung sind andere. Nämlich das ifa, das Institut für Auslandsbeziehungen, das seit 1971 für den Deutschen Pavillon in Venedig verantwortlich ist. Aber mit denen möchte Herr Schaub es sich wohl nicht verscherzen. Und so wackelt er unbekümmert durch Hans Haackes Venedigbeitrag „Germania“ von 1992 und behauptet, Haacke habe keine nationale Repräsentation betrieben. Und wie er hat! Nur lief es eben nicht auf eine nationalistische Perspektive hinaus, sondern auf Fragen um Nation und Faschismus, um Konstruktion und Dekonstruktion. So sollte Nation verhandelt werden.