Selbstbestimmt lernen – oder Abitur machen

BILDUNG Senat blockiert Einrichtung einer Oberstufe an einer Montessorischule, kritisieren die Schüler

Es war fast ein kleines Wunder, als es engagierten Eltern 2009 gelang, eine Gemeinschaftsschule im schwarz-grün regierten Bezirk Steglitz-Zehlendorf durchzusetzen – auf Landesebene stemmte sich die CDU stur gegen diese von der Linkspartei bevorzugte Schulform. Nun fürchten Eltern und SchülerInnen um den Fortbestand des Ausnahmeprojekts. Denn die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe an der Schule mit Montessori-Profil wird blockiert – nicht vom schwarz-grünen Bezirk, sondern vom rot-schwarzen Senat.

Sie fürchteten, dass die Anmeldezahlen ohne Einrichtung der Oberstufe „erheblich zurückgehen“ würden, schreiben deshalb die SchülersprecherInnen der bisher von Klasse 1 bis 10 reichenden Schule in einem Brief an Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD). Viele Schüler würden „den Ehrgeiz, ihr Abitur zu machen, verlieren“. Unterzeichnet haben das Schreiben 262 Schüler.

Kritik auch von Eltern

Scheeres hatte der Gemeinschaftsschule statt einer eigenen Oberstufe eine Kooperation mit der zwei S-Bahn-Haltestellen entfernten Louise-Schröder-Schule, einem Oberstufenzentrum (OSZ) für Bürowirtschaft und Verwaltung, nahelegt. ElternvertreterInnen der Schule hatten das bereits vor zwei Wochen in einem Brief an die Bildungssenatorin kritisiert: Bezirk und Senat hätten der Einrichtung einer eigenen Oberstufe 2009 bereits zugestimmt, heißt es da. Zudem hätten sich die Eltern der Schule bei der Anmeldung ihrer Kinder auf die bezirkliche Broschüre „Weiterführende allgemeinbildende Schulen“ verlassen. In dieser wird mit der Möglichkeit geworben, an der Gemeinschaftsschule das Abitur abzulegen.

Es gebe ja noch gar keine endgültige Ablehnung einer eigenen Oberstufe, heißt es nun auf Anfrage der taz aus der Senatsverwaltung. In einem Schreiben an die Leitung der Gemeinschaftsschule vom Montag dieser Woche, das der taz vorliegt, verweist die Schulverwaltung zwar noch einmal auf die empfohlene Kooperation mit dem OSZ, ohne aber den Antrag auf Einrichtung einer Oberstufe endgültig abzulehnen. Probleme hat die Verwaltung dem Schreiben zufolge offenbar vor allem mit dem Montessori-Konzept, das auf freiwilliges und dem individuellen Tempo angepasstes Lernen setzt. Es sei im vorgelegten Konzept „nicht dargestellt, wie der Ansatz der Montessori-Pädagogik nach den rechtlichen Vorgaben für die gymnasiale Oberstufe umgesetzt werden soll“, heißt es in dem Brief. Dazu soll nun die Schule Stellung nehmen. AKW