„Wir brechen das Gesetz“

PROTEST Der Flüchtlingsmarsch gegen Entrechtung von Asylsuchenden macht Station in Bremen

■ 23, ist aus dem Iran geflohen, lebt seit 2010 im Landkreis Würzburg und ist Mitorganisator des Flüchtlingsmarsches.

taz: Herr Khorasani, wie viele Flüchtlinge sind auf dem Marsch von Würzburg nach Berlin unterwegs?

Ashkan Khorasani: Mittlerweile sind 36 Leute zu Fuß unterwegs und 18 mit dem Bus.

Und Sie?

Ich fahre Bus. Die Fahrenden organisieren die Kundgebungen in den einzelnen Städten, knüpfen Kontakte mit Aktivisten und Initiativen informieren andere Flüchtlinge über das Ziel unserer Reise.

Sie haben in Deutschland eine „Residenzpflicht“. In Ihrem Falle heißt das, dass Sie den Landkreis Würzburg eigentlich nicht verlassen durften. Seit drei Wochen sind Sie bereits unterwegs – gab es schon Ärger mit der Polizei?

Ja, nach einer Kundgebung vor und in der Ausländerbehörde in Bielefeld sind wir kontrolliert worden. Obwohl wir angemeldet waren, sollten wir nach ein paar Minuten wieder gehen. Das haben wir auch sofort gemacht, die Polizei hat uns aber trotzdem kontrolliert und Fotos gemacht. Aber wir durften weiter, und wir werden es auch bis nach Berlin schaffen.

Wie sind die Lebensumstände für einen Flüchtling in Deutschland?

Fast überall müssen die Flüchtlinge außerhalb der Städte und außerhalb der Gesellschaft leben. Die Zustände in den Asylheimen sind furchtbar. Man steht ständig unter Kontrolle, muss gehorchen und hat kaum Rechte. Es ist höchste Zeit, dass Flüchtlinge sich organisieren und für ihre Rechte kämpfen. Jeder Schritt, den wir auf ihrem Protestmarsch tun und jeder Meter, den der Bus fährt, bedeutet: Wir brechen das Gesetz. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir nicht länger bereit sind, Gesetze zu respektieren, solange unsere Menschenrechte nicht respektiert werden.Interview: SIMONE SCHNASE

Kundgebung an der Ausländerbehörde Bremen: 15 Uhr, Stresemannstr. 48