Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Vor seinem spannenden Science-Fiction-Thriller „Source Code“ (2011), in dem er im Rahmen einer Detektivgeschichte von einem zweifelhaften wissenschaftlichen Experiment erzählt, das einige Fragen zur Identität des Individuums und zur Existenz von Parallelwelten aufwirft, drehte der britische Regisseur Duncan Jones mit bescheidenen Mitteln den Science-Fiction-Film „Moon“ (2009), der sich an einem ähnlichen Thema abarbeitet: Sam Bell (Sam Rockwell) ist im Auftrag eines großen Energiekonzerns seit drei Jahren allein in einer Basis auf der dunklen Seite des Mondes tätig. Seine Ablösung, so glaubt er, steht kurz bevor, dann wird er zur Erde zurückkehren, heim zu Frau und Kind. Doch nach einem Unfall läuft alles aus dem Ruder: Plötzlich ist da ein zweiter, ebenfalls ziemlich irritierter Sam Bell (ebenfalls Rockwell), der aber irgendwie deutlich besser in Schuss zu sein scheint als Sam 1, der langsam deutliche Auflösungserscheinungen zeigt. Vor dem Hintergrund, dass sehr bald ein Expeditionskorps des Konzerns eintreffen wird, müssen sich die beiden Sams nunmehr darüber klar werden, wer oder was sie eigentlich sind, wie sie diese Situation lösen – und wie sich der zu ihrer Unterstützung und/oder Überwachung vorhandene Computer Gerty (der im Original von Kevin Spacey gesprochen wird) dazu verhalten wird. Was ist Bewusstsein, was Gewissen – Fragen, die Jones in einem Quasi-Kammerspiel intelligent, spannend und mit Gespür für den einsamen Schauplatz abarbeitet. (27. 9., Filmmuseum Potsdam)

Wie wirkt sich Musik auf Seele und Körper aus, was kann sie, was macht sie mit Menschen? Wahrlich eine ganze Menge, so erfährt man in der Dokumentation „Im Garten der Klänge“, in der Nicola Bellucci den Schweizer Musiktherapeuten Wolfgang Fasser porträtiert, der in der Toskana mit schwerbehinderten Kindern in einem Atelier für musikalische Improvisation arbeitet. Autisten, die etwa beim Geräusch einer Türklingel oder den Klängen eines Akkordeons Panik verspüren, nimmt Fasser mit seiner Arbeit die Angst vor den ihnen unbekannten Geräuschen, und selbst Kinder mit schweren zerebralen Lähmungen lässt die Musiktherapie ihre Körper wieder spüren. Die Fortschritte sind erstaunlich. Fassers enormes Einfühlungsvermögen in die Welt der Klänge rührt nicht zuletzt daher, dass er als ein von einer Erbkrankheit betroffener Blinder die Welt selbst vornehmlich akustisch wahrnimmt. Das schöne und äußerst sympathische Porträt stellt einen Mann vor, der sein Leben selbstständig und grundsätzlich optimistisch meistert und genau diese Werte mit großer Ruhe weitervermittelt. (1. 10.–2. 10., Urania, OmU)

In „Herzen“ (Coeurs, 2006) untersucht Alain Resnais einmal mehr in einer meisterhaften melodramatischen Komödie das verzweifelte Glücksstreben seiner Protagonisten: Diverse lose miteinander verquickte – und letztlich immer unglücklich verlaufende – Liebesgeschichten vereinsamter Menschen kommen in ihren Details immer wieder ausgesprochen ironisch und schwarzhumorig daher. (30. 9. Arsenal 1, OmU) Lars Penning