NEU IM KINO
: Diese Woche frisch

„The Deep Blue Sea“

Der Traum vom alten Kino, als man mit analogem Film arbeitete und ganze Welten im Studio nachbauen ließ, ist auch 2012, im Jahr der Insolvenz von Kodak, noch intakt. Terence Davies ist einer, der sich diesem Traum konsequent verschrieben hat. In seinen Filmen unterlässt er den Versuch, „zeitgemäß“ zu arbeiten – und erzielt gerade dadurch seine so unmittelbare Wirkung. Davies, der zu den bedeutenden Gegenwartsregisseuren Großbritanniens zählt, fantasiert sich mit jedem neuen Film in die Jahrzehnte seiner Kindheit und Jugend zurück – einzige Ausnahme: die amerikanische Fin-de-Siècle-Tragödie „The House of Mirth“ (2000) nach Edith Wharton. Sein jüngster Film, „The Deep Blue Sea“, sieht nun so aus, als wollte Davies die Aura jenes Films noch einmal heraufbeschwören, diesmal unter den Vorzeichen des Persönlichen: mit einem Frauenmelodram aus dem England der Nachkriegszeit, einem Trauerspiel der Repression und des Moralterrors.

Man wird jedoch das Gefühl nicht los, dass sich hier ein großer Regisseur in Selbstwiederholung übt. Bleibt zu hoffen, dass „The Deep Blue Sea“ dereinst als Zwischenstufe gesehen werden wird – als nötiger Schritt in ein epochales Alterswerk. Central