Versandhändler Neckermann wird abgewickelt

HANDEL 2.000 Mitarbeiter des insolventen Unternehmens stehen ab Montag auf der Straße

FRANKFURT/MAIN dapd | Der insolvente Versandhändler Neckermann setzt rund 2.000 Mitarbeiter auf die Straße und wird abgewickelt. Zwar würden die Gespräche mit dem letzten verbliebenen Interessenten fortgeführt, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Frankfurt am Main mit. Doch aus insolvenzrechtlichen Gründen müsse die Schließung des Betriebs vorbereitet werden. Das Insolvenzgeld zur Bezahlung der Löhne reicht nur noch bis Ende des Monats, also Sonntag.

Die Mitarbeiter seien am Morgen darüber informiert worden, dass sie ab Oktober freigestellt würden, erklärte das Unternehmen. „Wir lassen nichts unversucht und verhandeln jetzt mit noch einem interessierten Investor“, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Kühne. In den vergangenen Tagen seien allerdings intensive Verhandlungen mit einem Konsortium von Investoren gescheitert.

Die Abwicklung betrifft den Angaben zufolge die Unternehmensteile Neckermann.de, die Logistiksparte und das Neckermann-Logistikzentrum im sächsischen Heideloh. Der vierte Geschäftsbereich, die auf Übergrößen spezialisierte Tochter Happy Size, wird an einen Konkurrenten verkauft. Sie gilt als Filetstück. Als Gründe für den Niedergang gelten Missmanagement und die zu späte Anpassung an den Internethandel.

Nach Gewerkschaftsangaben arbeiten bei Neckermann.de etwa 900 Mitarbeiter, bei der Servicetochter NCCS seien 50 bis 90 und im Logistikzentrum im sächsischen Heideloh rund 300 Beschäftigte. Die rund 80 Stellen der Sparte Happy Size sollen nach der Übernahme durch den Pforzheimer Konkurrenten Klingel weitgehend erhalten bleiben.

Fachleute der Bundesagentur für Arbeit sind bereits seit einiger Zeit am Neckermann-Unternehmenssitz im Einsatz, um die Beschäftigten auf Arbeitslosigkeit und Jobsuche vorzubereiten. Da viele der Mitarbeiter keine abgeschlossene Ausbildung hätten und nur schlecht Deutsch sprächen, sei eine Vermittlung schwierig. Problematisch sei auch, dass anders als bei der Pleite der Drogeriekette Schlecker fast alle Neckermann-Beschäftigten an ein und demselben Ort arbeitslos würden. Auf einer Jobbörse informierten sich Mitarbeiter am Dienstag bei anderen Dienstleistungs- und Logistikfirmen über Arbeitsmöglichkeiten.