kulturhauptstadt 2010
: Der Hype ist futsch

Das Ruhrgebiet sei ein Abenteuerraum, so Jürgen Fischer vom Bewerbungsbüro beim Regionalverband Ruhr (RVR) in einem Essener Varieté. Ein Hotspot, wie in der angekündeten Werbekampagne, sei die Region in Europa aber nicht, erwidert ein Raumplaner von der Uni Dortmund aus dem Publikum. Das sei eher Barcelona oder Istanbul. Deren Flair könne man hier nicht erreichen.

KOMMENTAR VONPETER ORTMANN

Stimmt. Der Bewerbung um die Kulturhauptstadt Europas 2010 scheint kurz vor der Ziellinie die Luft auszugehen. Da helfen auch große Namen und teure Projekte nicht mehr. Das Ruhrgebiet ist jetzt in der Favoritenrolle, gibt sich dementsprechend souverän und großspurig, glaubt die Konkurrenz aus Görlitz überrollen zu können. Das könnte böse ins Auge gehen. Alle gestern vorgestellten Kampagnen werden die eine Jury jedenfalls so nicht noch einmal überzeugen können. Pseudomodern, pseudobunt und pseudokulturell – ein Aufschwung oder gar Strukturwandel entsteht daraus nicht. Wenn es wieder nur darum geht, die 48 Millionen Euro in die Taschen der weltweit üblichen Verdächtigen zu schaufeln, dann hat die ursprüngliche Idee, die ganze Region zusammen wachsen zu lassen, keine Chance mehr. Dann wird hier niemand mehr „zusammen stehen“ wollen, die Metropole eine Fiktion bleiben. Vielleicht sollte als erstes einmal darüber nachgedacht werden, warum die neue Kulturstraßenbahn 107 nicht von Duisburg bis Dortmund durchfahren kann. Erst dann wird die Verteilung der Euros eine gradlinige Sache.