Ab in die Urne (4)
: Isoliert, aber einflussreich

Die taz stellt vor, wer sich zur Bundestagswahl stellt, heute: MLPD

Spitzenkandidat Wolfgang Lange gibt sich siegesgewiss: „Die Zeit ist reif für die MLPD“ – die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands. Zwar fanden sich bei den letzten Bundestagswahlen allenfalls 150 WählerInnen im kleinsten Bundesland. Und das reicht selbst in Bremen nicht einmal für 0,1 Prozent der Stimmen. „Doch das spiegelt unseren gewachsenen Einfluss nicht annähernd wieder“, glaubt Lange, der in Bremen zugleich als Moderator der Montagsdemonstrationen auftritt. Und schließlich ist die MLPD die einzige unter den Kleinstparteien, die in allen 16 Bundesländern antritt. Wie viele Mitglieder sie zählt, mag Lange nicht sagen: „Solche Zahlen veröffentlichen wir nie.“

500.000 Euro stehen bundesweit zur Verfügung, um den Sozialismus unter das Proletariat zu bringen. Dafür spenden die GenossInnen der MLPD auch gerne mal eigenes Geld. 12.000 Wahlzeitungen und 200 Plakate sind für Bremen reserviert. „Verbot aller faschistischen Organisationen“ steht auf einem zu lesen, „Rückzug aller deutschen Truppen aus dem Ausland“ auf einem anderen. Auch die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich steht bei der MLPD im Programm. Doch Lange geht es um mehr, um den „echten“ Sozialismus nach Marx und Lenin, und überhaupt: die Opposition gegen das herrschende System. Schließlich hätten Ostblock wie PDS den Sozialismus diskreditiert. Und dann ist da noch ein bescheideneres Wahlziel: „Wir wollen die Isolierung der MLPD nachhaltig durchbrechen.“ Schließlich sei die Zeit reif. mnz