Hajo Schiff
Hamburger Kunsträume
: Wild, Wald, Wahl

Wer statt Wild im Wald wild entsorgte Wohnutensilien findet, hat die Wahl: Entweder über problematischen Müll ärgern oder die Phantasie aktivieren. Die Hamburger Künstlerin Jutta Konjer und der 2015 früh verstorbene Manfred Kroboth nutzten samt Hund als Team „Kroko“ solche Fundsachen – ebenso wie oft ähnlich verloren herumstehende Denkmäler – zu Foto-Inszenierungen möglicher Geschichten. Die werden dazu auch in Zeichnungen, Objektsammlungen, Installationen und ganzen Comics weitererzählt. Das Westwerk gibt ab Donnerstag diesem Werk einen neuen Kontext.

Auf der Suche nach frischen Ideen muss unbedingt auch die Ausstellung der „Bewerberinnen und Bewerber für das Arbeitsstipendium für bildende Kunst der Freien und Hansestadt Hamburg 2019“ beachtet werden. In der zur Vermeidung umständlicher Titel nunmehr weltsprachlich „Nominees“ genannten Schau im Kunsthaus präsentieren sich 21 vorjurierte HoffnungsträgerInnen vor allem mit Video, Sound und Performance ab nächsten Montagabend (10. Dezember).

Und zwei Tage später werden wieder einmal die Studios der „Art School Alliance“ in der Karolinenstraße geöffnet, in denen die aktuelle Gruppe der internationalen Gäste der Hochschule für bildende Künste ihre neue Arbeiten zeigt.

Gegen allzu viel frischen Wind hilft etwas Nostalgie: Wie schön und dramatisch die Welt einst ausgesehen hat! Aber nein, die Weltsichten der Romantiker für – wenn auch vergangene – Realität zu halten, wäre durchaus ein Fehler. Schon damals hat der Herbergswirt einen abgezockt und vor der Aussicht brannte der Müll. Aber in der aktuell eher unfreundlichen Jahreszeit sind die idealisierten Bilder der Ferne eine schöne Möglichkeit, komfortabel im Warmen ins Licht des italienischen Südens zu reisen.

Mit den ab Freitag gezeigten Ölskizzen und Bildern von Heinrich Reinhold (1788–1825) setzt die Hamburger Kunsthalle ihre Ausstellungsreihe zu den auch in den Sammlungen gut vertretenen Landschaftsmalern der ­Goethezeit fort. Doch sollten nach dem Verlassen des Museums nur noch Holzhäuser und Tannenbäume zu sehen sein, ist das nicht dem warmen romantischen Blick geschuldet: Das ist die kalte Kommerz-Romantik der überall herumwuchernden Weihnachtsmärkte.