Ein idealer Türöffner

Der 56-jährige Prominenten-Anwalt, Kanzler-Duzfreund und Tischfußballer Götz von Frombergwird zum ersten hauptamtlichen Klubchef von Fußball-Bundesligist Hannover 96

AUS HANNOVER CHRISTIAN OTTO

Ein linker Verteidiger, das ist seine Lieblingsposition, übernimmt bei Hannover 96 die Regie. Mit Götz von Fromberg, 56, der sich als Prominenten-Anwalt und Duzfreund von Bundeskanzler Gerhard Schröder einen Namen gemacht hat, steht ein leidenschaftlicher Hobby-Kicker als neuer Klubchef bereit. Seinen Mangel an Erfahrung im Profifußball macht von Fromberg durch Doppelpässe mit Politik und Prominenz wett. Wenn der Jurist in seinem Partykeller zum Tischfußball ruft, finden sich stets illustre Runden mit Thomas Gottschalk, Scorpions-Sänger Klaus Meine oder seinem Kanzlei-Partner Schröder ein. Kritiker sprechen von der Maschsee-Mafia, der von Fromberg angehört. Bewunderer sehen in ihm einen unnachahmlichen Netzwerker, der Zugang zu fast allen VIP-Tribünen dieser Welt hat und der ideale Türöffner für 96 sein soll. Mit Blick auf die Bundestagswahl darf munter darüber spekuliert werden, ob aus Hannover 96 nicht sogar ein richtiger Kanzler-Klub wird.

Der Vorschlag an die zuständigen Vereinsgremien, den schwergewichtigen Anwalt in der kommenden Woche zum ersten hauptamtlichen Klubchef in der 109-jährigen Vereinsgeschichte zu bestellen, kommt vom scheidenden Boss persönlich. „Mit von Fromberg haben wir den Richtigen gefunden. Er bekommt den Job“, sagt der allmächtige Martin Kind, 61, der freiwillig abtritt. Letzterer hatte den einstigen Chaosklub 1997 übernommen, vor dem Ruin bewahrt und auf dem Weg zurück in die 1. Liga in ein modernes Wirtschaftsunternehmen verwandelt. Die unter ihm entstandene Machtfülle wird es künftig nicht mehr geben. Neben dem 120-kg-Mann von Fromberg, der den Verein repräsentieren und die Sponsoren bei Laune halten soll, zählen Wirtschaftsanwalt Karl-Heinz Vehling, 45, und Manager Ilja Kaenzig, 32, zum neuen Führungstrio. Wie das schwere Erbe von Kind im Detail verteilt wird, mochte von Fromberg gestern noch nicht verraten. „Ich stehe bereit und freue mich auf dieses Amt“, ließ er sich zitieren. Der Freund dicker Zigarren zieht es vor, sich bis zu seiner Bestellung durch den Aufsichtsrat und die 96-Gesellschafter bedeckt zu halten. Kind bleibt an der Seite von Carsten Maschmeyer, dem Chef des Finanzdienstleistungsunternehmen AWD, Hauptgesellschafter von 96. Eine offizielle Verabschiedung von ihm wird es nicht geben. „Es wird nirgendwo so viel gelogen wie bei Verabschiedungen“, sagt der scheidende Präsident, der auch dafür gesorgt hat, dass Hannover mit seiner für 65 Millionen Euro umgebauten AWD-Arena zum WM-Spielort geworden ist.

Dass die Nachfolge von Kind, der in den Tagen seines Abschieds sehr erleichtert wirkt, schnell geklärt wurde, lässt vor allem einen aufatmen. „Es wird Zeit, dass Ruhe einkehrt und wir uns wieder auf die Bundesliga konzentrieren können“, sagt Trainer Ewald Lienen vor dem 96-Gastspiel am Sonnabend beim Hamburger SV. Der Übungsleiter ist künftig von drei starken Männern umgeben, die auf Arbeitsteilung setzen. Von Fromberg als eine Art Außenminister, Vehling als Innenminister und Kaenzig, der Sportminister. Manager Kaenzig hatte sich im Vorjahr ein zähes Kompetenzgerangel mit Lienen geliefert. In Zukunft kann er solche Streitigkeiten anders regeln, denn als Geschäftsführer der Vermarktungsgesellschaft von 96 ist er Vorgesetzter des Trainers.

Während Kaenzig das sportliche Know-how in die Führungsriege einbringen soll, dürfte sich von Fromberg um die Außendarstellung des Vereins kümmern. Der eingefleischte Hannoveraner gilt als Genussmensch und kühler Stratege zugleich. Vielleicht wird er über die kühne Vorgabe der Hauptgesellschafter, der zu Folge Hannover 96 eines Tages in der Champions League mitspielen soll, ein wenig lächeln. Denn der Freizeitbolzer ist dem Verein einen Schritt voraus. Bei der Juristen-WM kam der Kanzler-Kumpel mit der deutschen Auswahl immerhin schon einmal auf den 7. Platz.