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„Die Erbinnen“ Foto: Grandfilm

Durch ein Schlüsselloch auf das eigene Leben zu schauen, das ist Stoff für einen Albtraum. Marcelo Martinessis Spielfilmdebüt „Die Erbinnen“ beginnt mit einem solchen Blick aus dem Dunkel heraus auf das Geschäft, das sich nebenan im Speisezimmer einer mit neoklassischem Wohlstandsinventar angefüllten Villa abspielt. Chiqui (Margerita Irún), eine redegewandte ältere Frau in burschikosem Outfit, führt aufgetakelte Damen herum, die sich Kristallgläser und Möbel anschauen, Preise erfragen und sich dann doch abwenden. Chela (Ana Brun), Chiquis Lebensgefährtin, ist die Frau, die sich im Hintergrund verbirgt. Ihre Scham ist der Kristallisationspunkt einer beiläufig erzählten Beziehung unter Frauen, deren Abstieg unaufhaltsam zu sein scheint. Marcelo Martinessi gelingt mit seinem Film ein Porträt der Oberschicht Paraguays. „Die Erbinnen“ ist eine Parabel auf die versteinerten politischen Verhältnisse seiner Heimat, die Martinessi mit der anrührenden Binnengeschichte einer in die Jahre gekommenen Liebesbeziehung unter Frauen verknüpft.