Bush fordert weiter Opfer von der Truppe

Die USA wollen ihre Truppenpräsenz im Irak vor dem geplanten Verfassungsreferendum noch einmal um 1.500 Mann aufstocken. Gleichzeitig kursieren Informationen über einen möglicherweise geplanten Abzug größerer Einheiten

VON BERND PICKERT

US-Präsident George W. Bush hält nichts davon, die US-Truppen aus dem Irak vorzeitig oder gar unverzüglich abzuziehen. Das stellte Bush in den letzten Tagen gleich in mehreren Reden noch einmal klar, für die er seinen Urlaub auf seiner Ranch in Texas unterbrochen hatte. „Wir werden bleiben, wir werden kämpfen, und wir werden den Krieg gegen den Terror gewinnen“, sagte Bush am Mittwoch. Nahe seiner Ranch in Crawford demonstrieren seit Wochen unter großer Medienbeachtung KriegsgegnerInnen unter Führung von Cindy Sheehan, der Mutter eines im Irak getöteten Soldaten, für einen sofortigen Truppenabzug. Bislang sind im Irak seit Beginn des Einmarsches 1.866 US-Soldaten ums Leben gekommen.

Statt also Daten für eine Rückkehr zu verkünden, gab das Pentagon vielmehr bekannt, noch vor dem geplanten Verfassungsreferendum am 15. Oktober weitere 1.500 Soldaten in den Irak zu entsenden, um die bereits anwesenden 138.000 Truppen zu verstärken.

Die US-Armee, berichtete kürzlich die Washington Post, plant ohnehin bereits in Zeiträumen bis 2009 – das hieße, dass auch nach Ablauf von Bushs Amtszeit US-Truppen im Irak präsent wären.

Diesen Informationen widerspricht die Financial Times von gestern. Unter Berufung auf Generalmajor Douglas Lute vom US Central Command berichtet die Zeitung, vielmehr sei der Abzug einer bedeutsamen Zahl von US-Soldaten innerhalb der nächsten zwölf Monate geplant. Das habe freilich mit politischem Druck in den USA selbst überhaupt nichts zu tun, vielmehr müsse irgendwann einmal die Abhängigkeit der irakischen Sicherheitskräfte von den Koalitionstruppen gebrochen werden – und das ginge am besten, wenn die Iraker gezwungen wären, einfach nachzurücken.

Allerdings haben die Proteste in den USA und die Diskussionen in seiner eigenen Partei den Präsidenten sehr wohl unter Druck gesetzt. Er braucht Erfolge im Irak, um wenigstens die Vision der Demokratisierung des Irak – immerhin die letzte verbliebene Kriegsbegründung – weiterhin aufrechterhalten zu können. Die Verabschiedung einer demokratischen Verfassung, für die heute Nacht eine weitere Frist auslaufen sollte, wäre so ein Erfolg.

Im Übrigen aber hat sich Bush darauf verlegt, die Notwendigkeit des Verbleibs der US-Truppen mit der Terrorgefahr zu begründen, die von einem „Failed State“ Irak auch für die USA ausgehen würde. „Irak ist eine zentrale Front im Krieg gegen den Terror. Es ist ein lebenswichtiger Teil unserer Mission. Terroristen wie Bin Laden und sein Verbündeter Sarkawi versuchen, den Irak zu dem zu machen, was Afghanistan unter den Taliban war; ein Ort, an dem Frauen geschlagen werden, religiöse und ethnische Minderheiten hingerichtet werden und Terroristen den Schutz genießen, um Anschläge gegen freie Völker zu planen“, sagte Bush am Montag in Salt Lake City auf einer Veranstaltung mit Kriegsveteranen.