brief des tages:
Wenn die Horden aufstehen … in der U-Bahn
„Ziemlich viel Energie im Raum“, taz vom 12. 11. 18
Als ich in diesem Artikel an den Punkt komme, wo Kretschmann von „jungen Männerhorden“ redet, sitze ich in der U-Bahn. Der junge Mann neben mir, der ein englisches Buch liest, ist schwarz. Ein weiterer junger Mann mit dunkler Hautfarbe steht ein paar Schritte weiter. An der Tür stehen zwei junge Männer und unterhalten sich auf Arabisch. Einer der beiden steht, weil er mir kurz zuvor seinen Sitzplatz angeboten hatte. Das kommt neuerdings häufiger vor. Sicher auch, weil ich älter werde – aber mir scheint, es liegt mehr an den vielen neuen jungen Männern, denn wenn jemand aufsteht, ist es immer einer, der nicht biodeutsch aussieht. Hat der junge Mann in meine Zeitung geschaut, so wie ich in sein Buch?
Mit anonymen, hetzerischen Begriffen wie „Horde“ sollte man tunlichst nicht über Menschen sprechen. Kretschmann muss wissen, dass Begriffe wie „junge Männerhorden“ und „in die Pampa schicken“ es in die Schlagzeilen schaffen. Entweder bedient er also bewusst rassistische Klischees – oder er ist zu dumm, als dass er Ministerpräsident sein sollte. Silke Karcher, Berlin
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