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meinungsstark

Drei Kühe in Farbe von hinten

„Die Bildergeschichte“, Werbeanzeige für „Der Opa der Kühe“, taz vom 24./25. 11. und 23. 11. 18

Eine schöne Momentaufnahme zur „Freiheit und Ungeduld in Äthiopien“. Die Bildunterschrift besagt, dass „nach Jahren der Unterdrückung viele junge Oromo (Jugendliche) nicht mehr bereit seien, BürgerInnen zweiter Klasse zu sein.“ Wie groß ist meine Freude über jedes geschlechtergerechte große Binnen-I, das leider immer seltener wird! Nur: Ich sehe auf diesem Foto, auf dem circa 20 junge Männer tanzen, leider keine einzige Frau, also auch keine Bürgerin. Vielleicht gehören die Bürgerinnen eher zur dritten, vierten oder fünften Klasse, die auf ihre Freiheit noch viel länger warten müssen? Nicht „ladies first“, sondern „young men first“?

Das passt zu einer extrem sexistischen frauen- und tierfeindlichen Werbung, die sich die taz für ihre Wochenendausgabe erlaubt: „Der Opa der Kühe“, der „amerikanische Bulle Pabst Ideal“, der „die Milchwirtschaft revolutionierte und unzählige Kinder zeugte“. Drei Kühe in einer Reihe, wie zur Begutachtung von auszubeutender Weiblichkeit, dürfen dazu in Farbe von hinten ihre schmerzhaft riesigen, hochgezüchteten Euter zeigen. Das ist wirklich ein sexistischer Schulterschluss zur kapitalistischen Ausbeutung! Maria Schmidt, Berlin

Autobatterien als Pfandsystem!

„In fünf Jahren sind E-Autos selbstverständlich“,

taz vom 26. 11. 18

Wenn E-Autos selbstverständlich werden, muss sich auch die Infrastruktur zum Aufladen der Batterien entwickeln. Nicht überall wird es teure Ladestationen geben können. Ist es eine technische Utopie, E-Autos mit geliehenen auswechselbaren Batterien zu fahren? Man könnte sie, wenn sie leer sind, an jeder beliebigen Tankstelle in wenigen Minuten gegen aufgeladene austauschen lassen. E-Autos hätten genormte Schubladensysteme, für die es Batterien in verschiedenen Größen gäbe – hersteller- und automarkenübergreifend. Sie werden mit entsprechendem Gerät einfach in die Autos ein- und ausgeschoben und wechseln ihren Benutzer wie Pfandflaschen. Der Vorteil dabei: Niemand benötigt Ladestationen.

Die heute schon vorhandenen Tankstellen kümmern sich um die Aufladung der Batterie. Das Tankstellengewerbe gewinnt auf diese Weise ein neues Geschäftsfeld in einer Zeit, in der Verbrennungsmotoren immer mehr an Bedeutung verlieren. Ein weiterer Vorteil: Die Erweiterung der zukünftigen In­fra­struktur für E-Autos kann sich auf die Tankstellen beschränken. Nur dort sind Ladestationen mit entsprechenden Stromanschlüssen aufzubauen. Ökostromanbieter übernehmen Betrieb und Aufladung. Mit den Autobatterien haben sie die Möglichkeit, in diesem dezentralen Markt des Energiemanagements mitzuwirken. Private Investoren stellen die Batterien gegen Leihgebühren zur Verfügung, vergleichbar dem Leercontainergeschäft im Handelsverkehr. Jens Lange, Bremen

Darf man das Nazi-Gold nennen?

„Rechtslastiger Feldzug“, taz vom 26. 11. 18

Die Degussa war im Dritten Reich der Mutterkonzern der Degesch (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung!), die das Giftgas für die Gaskammern produzierte. Ausgestattet mit den Rechten dieser ehrenwerten Firma beliefert die Degussa Sonne/Mond die AfD mit Gold, um eine Lücke in der Parteienfinanzierung auszunutzen. Darf man das dann Nazi-Gold nennen? Oder ist das einfach Björn Höckes 180-Grad-Wende in der Erinnerungskultur? Johann Knigge-Blietschau, Kiel

Teure britische Herrschaften

„Empire 2.0“, taz vom 24. / 25. 11. 18

Eine kleine Ergänzung zu dem großartigen Artikel von Gouri Sharma: Ich las gerade heute im Guardian, dass das indische Reich zu Beginn des englischen Interesses an dem Subkontinent im 17. Jahrhundert circa ein Viertel der Weltwirtschaft beherrschte. Nach 250 Jahren britischer Herrschaft betrug dieser Anteil nur noch drei Prozent! So viel zu den Segnungen des britischen Kolonialismus. Frank Stenner, Cuxhaven

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