KURZKRITIK: JAN ZIER ÜBER „VLASSIS CANIARIS“ IN DER GAK
: Ungemein zeitgenössisch

Spannend ist nicht nur was, sondern vor allem wann er’s gemacht hat: Die Werke des Griechen Vlassis Caniaris, die ab heute in der Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GAK) zu sehen sind – sie wirken ungemein zeitgenössisch. Sind sie aber nicht. Viele von ihnen stammen aus den späten Fünfzigern, den Sechzigern, den frühen Siebzigern. Und könnten gut auch von manchem jener KünstlerInnen stammen, die sonst in diesen Räumen zu sehen sind.

Für die GAK ist Caniaris dennoch vollkommen untypisch. Er ist nämlich schon tot. 1928 geboren, 2011 gestorben. Und diese quasi-museale Ausstellung ist die erste institutionelle Einzelschau außerhalb seines Heimatlandes seit zwanzig Jahren. GAK-Direktorin Janneke de Vries kannte Vlassis Caniaris bis vor kurzem selbst gar nicht. Jetzt will sie seine „verdiente Wiederentdeckung“ einleiten. Wobei: In Griechenland kennt man ihn durchaus. Hier eher nur in Künstlerkreisen.

Stilistisch reichen seine Arbeiten von gegenständlicher und abstrakter Malerei über figürliche Materialassemblagen, die immer wieder mit abgetragenen Klamotten arbeiten, bis hin zu raumgreifenden Installationen. Caniaris war dabei stets ein politischer Künstler. Er wollte gesellschaftliche Akzente setzen. Dabei geht es oft um Freiheit und die Demokratie, die Militärjunta, die ihn einst aus dem eigenen Land vertrieb. Und nie um die aktuelle Krise. Muss es ja auch nicht.

Bis 6. Januar, GAK, Teerhof 21