LESUNG
: Scharfzüngige Autobiografie

Rücksichtlos wollte er sein können, niemand sollte seine persönlichen Erinnerungen lesen dürfen, „bis ich tot und nichtsahnend und gleichgültig bin.“ Erst hundert Jahre nach seinem Ableben dürfe seine Autobiografie veröffentlicht werden, hatte Mark Twain kurz vor seinem Tod verfügt. Nun erscheinen die aufwendig übersetzten Memoiren, in den USA seit langem schon ein Bestseller, im Aufbau-Verlag auch auf Deutsch („Meine geheime Autobiographie“, 1.129 Seiten, 49,90 Euro): im bibliophilen Schmuckschuber mit umfangreichem Extramaterial. Bisweilen ein wenig selbstverliebt, immer aber mit dem ihm eigenen Humor erzählt Twain von persönlichen Erlebnissen. Vor allem aber ist er auch hier scharfzüngiger Chronist politischer und sozialer Ereignisse – mit nicht selten prophetischem Zorn. Am Montagabend liest Harry Rowohlt im Thalia Theater aus Twains geheimer Autobiografie, Übersetzer Hans-Christian Oeser moderiert. Und Dieter Faber und Steve Baker spielen dazu passende Musik: Delta Blues.  MATT

■ Mo, 1. 10., 20 Uhr, Thalia Theater, Alstertor 1