Nagel Draxler Kabinett
: Rückwärtsbotschaften im Raum

Mirjam Thomann, „Tenibac“ (Installationsansicht), 2018 Foto: Simon Vogel; Courtesy Galerie Nagel Draxler, Berlin/Köln

Im Gegensatz zum schaukastenartigen Hauptraum der Galerie Nagel Draxler am Rosa-Luxemburg-Platz, dessen Ausstellungen man sich bereits fast komplett ansehen kann, wenn man nur beim Vorüber­gehen von der Weydingerstraße aus durch die Scheiben blickt, wirkt der Zweitraum der Galerie intimer. Das sogenannte Kabinett befindet sich nur wenige Schritte vom ersten entfernt, jedoch in einem Laden­lokal im Hochparterre. Entsprechend verschiebt sich die Perspektive. Was vorne vorm Fenster liegt oder hängt, kann man auch dort schon von der Straße aus erkennen, für den Rest muss man sich dann aber doch bequemen, die paar Stufen hochzusteigen und die Tür zu öffnen.

Genau damit, mit der räumlichen Zurückgezogenheit des Galerie-Kabinetts sowie von Nebenzimmern an sich, beschäftigt sich Mirjam Thomann, die dieses derzeit bespielt. Wenig repräsentativ, eher für Funktionsräume geeignet sind daher auch die möbelähnlichen Einbauten und lehnenlosen Yogastühle, die Thomann im Kabinett verteilt und zum Teil mit Handgriff­abdrücken aus Keramik versehen hat. Wer mag, kann sie drehen oder verschieben, fest installiert sind nur die Spiegel. Sie hängen an Wänden oder Schrankelementen, bringen so das Außen nach innen, Hinten nach vorne, nur ausschnitthaft jedoch. Am Ende bleiben die Gegebenheiten eben doch so, wie sie sind. Das spiegelt sich – wortwörtlich auch im Titel wider: Hinter „Tenibac“ verbirgt sich nichts Geheimnisvolles. Thomann hat lediglich „Cabinet“ rückwärts geschrieben. (bsh)

Bis 7. 12., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Rosa-Luxemburg-Str. 33