Berlin, Köln, Thedinghausen

Als erste Gemeinde schließt sich Thedinghausen der „Seebrücke“ zur Aufnahme von Flüchtlingen an

Zu ihrer Überraschung kamen Hilfsangebote von allen Seiten

Aus Thedinghausen Jenny Häusler

Berlin, Köln, Thedinghausen: Die kleine Samtgemeinde bei Bremen hat wie eine Reihe deutscher Großstädte erklärt, aus Seenot gerettete Flüchtlinge aufnehmen zu wollen. Nach eigenen Angaben ist sie damit die erste Nicht-Stadt, die sich der Ini­tiative der „Seebrücke“ angeschlossen hat. 20 Personen sollen in den fünf kleinen Orten untergebracht werden, in denen zusammen 15.000 Menschen leben.

So hat es der Gemeinderat Ende September ohne Gegenstimme bei zwei Enthaltungen beschlossen. Auch die CDU – mit der SPD größte Fraktion im Rat – hatte keine Einwände gegen diesen symbolpolitischen Akt.

Dem Bundesinnenministerium soll jetzt mitgeteilt werden, dass „Thedinghausen bereit und in der Lage ist, im Rahmen der geltenden rechtlichen Aufgabenverteilungen zwischen Bund, Ländern, Kreisen und Städten sowie Gemeinden, 20 gerettete Flüchtlinge aufzunehmen“. Hinter dem erfolgreichen Antrag an den Gemeinderat steckt die Initiative „Ankommen in Thedinghausen“, die sich seit 2014 um die Integration geflüchteter Menschen bemüht.

Damals habe sich die Initiative um zwei Familien gekümmert, erzählt eine der Gründer*innen, Petra Hille-Dallmeyer. Während der großen Migrationsbewegung in den Jahren 2015 und 2016 kamen dann rund 400 Menschen vor allem aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und von der Elfenbeinküste. „Wir waren mit allen Fasern gefordert“, erinnert sich Hille-Dallmeyer. Zu ihrer Überraschung kamen Hilfsangebote von allen Seiten – auch von Menschen, „mit denen wir nie gerechnet hätten“.

Schließlich konnten sie 2016 sogar ein Begegnungszentrum eröffnen, das „Haus auf der Wurth“. In dem reetgedeckten Dorfgemeinschaftshaus treffen sich einmal im Monat neue und alte Thedinghauser zum gemeinsamen Kochen.

Auch eine Flüchtlingsbeauftragte mit halber Stelle gibt es seit 2017 in dem kleinen Ort. Angestellt ist sie bei der Kirchengemeinde Thedinghausen und finanziert vor allem von Gemeinde, Samtgemeinde und evangelischer Kirche. Allerdings nur für zwei Jahre.