Trauer um Peter Glotz

Früherer SPD-Bundesgeschäftsführer noch am Krankenbett interessiert am geplanten „Zentrum gegen Vertreibungen“. Wowereit und Momper würdigen Glotz’ Brillanz

Der Tod des früheren SPD-Bundesgeschäftsführers Peter Glotz hat keine unmittelbaren Folgen für das vom Bund der Vertriebenen (BdV) geplante „Zentrum gegen Vertreibungen“ in Berlin – allerdings hatte sich der schwer kranke Glotz als Vorsitzender der Stiftung für ein solches Zentrum noch vergangene Woche im Krankenhaus intensiv über dieses Thema informieren lassen, wie die BdV-Vorsitzende Erika Steinbach der taz sagte. Die BdV-Pläne, dieses Zentrum in der katholischen Gemeinde St. Michael in Mitte zu verwirklichen, bezeichnete Steinbach als beendet: „Wir haben das abgehakt.“ Das geplante Zentrum ist außenpolitisch höchst umstritten.

Laut Steinbach war Glotz das Zentrum „ein wirkliches Anliegen“. Eine Kirche als Ort des Zentrums habe er als ein Zeichen der Versöhnung gesehen. Obwohl sie mit ihm an seinem Krankenbett nicht über „Dienstliches“ habe sprechen wollen, „wollte er unbedingt darüber reden“. Mit Unverständnis habe er auf den Umstand reagiert, dass die Pläne für ein Zentrum in der Kirche nach etwa zwei Jahren und einem fast unterschriftsreifen Vertrag mit der Kirchengemeinde doch noch gescheitert seien – sie dagegen sei „schlicht und ergreifend zornig“ gewesen, sagte Steinbach. Die Vertriebenen-Funktionärin schimpfte zudem auf den Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky, der als Vertragspartner „nicht mehr vertrauenswürdig“ sei und gegen das Gebot „Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen“ verstoßen habe. Sterzinsky hatte eine permanente Vertreibungen-Ausstellung in der Kirche ohne einen gesellschaftlicher Konsens darüber abgelehnt. Im Gegensatz zu Steinbach betonte der Sprecher des Erzbistums aber, es habe zwischen BdV und Bistumsspitze nur ein Treffen, nicht aber Verhandlungen gegeben.

Unterdessen würdigten auch die Spitzen der Berliner Politik die Verdienste von Glotz, der 1977 bis 1981 Wissenschaftssenator in Westberlin war. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zeigte sich bestürzt über den Tod von Glotz. Er sei ein brillanter politischer Kopf gewesen, der als Senator Bleibendes hinterlassen habe. Der Präsident des Abgeordnetenhauses Walter Momper erklärte, Glotz werde in Berlin „nicht vergessen werden“.

PHILIPP GESSLER