das taz-WAHLBAROMETER

In der so genannten Elefantenrunde mit Spitzenpolitikern am Donnerstag im ZDF ist eine Sensation passiert. Angela Merkel hat Joschka Fischer angelächelt. „Hrrr, ccchhh, ächä-ächä, Entschuldigung“, hatte der Außenminister seine Ausführungen begonnen. „Ich kämpfe um jede Stimme, auch um meine eigene.“ Merkel nutzte den sicher ganz spontanen – und einzigen – Witz des Grünen, um ihre eigene, selten sichtbare Humorkompetenz zu zeigen. Oder war es Mitleid, Schadenfreude, die durch ihre Zähne blitzte? Man wird es nie erfahren. Ganz genau erfuhr man dafür dank der Einspielfilmchen, mit denen alle Themenblöcke (Arbeit, Haushalt, Rente) eingeläutet wurden, wie furchtbar die Lage ist und wie hundsmiserabel die Bilanz der Regierung ausfällt. Umwelt und Außenpolitik – kamen nicht vor. Und da die rot-grünen Gäste vorsichtshalber ganz darauf verzichtet hatten, neue Konzepte mitzubringen (wie auch? – es gibt sie nicht), blieben sie den Abend über in der Defensive. Am schwersten tat sich SPD-Ersatzelefant Wolfgang Clement, der für Franz Müntefering eingesprungen war. Bisher bekannt als gescheiterter Oberreformator und Rechtsaußen der Regierung, sollte er plötzlich den Vorkämpfer für das Soziale geben. Ein hoffnungsloses Unterfangen. So kritisierte Clement das Vorhaben der Union, den Kündigungsschutz zu lockern, vor allem mit dem Argument, es gebe ihn doch sowieso kaum noch. Also klarer Sieg für Merkel? Nein. Je länger über ihr Programm geredet wurde, desto peinlicher für sie. Erst überraschte Edmund Stoiber mit dem Hinweis, es sei gar keine Kopfpauschale mehr geplant. Hä? Merkel versicherte in Erklärungsnot, ihre Pauschale werde kommen und dadurch finanziert, dass die Steuern weniger sinken als bisher geplant. Herr Kirchhof wird sich freuen. Gewonnen haben nur die ausgesperrten Oskar Lafontaine und Gregor Gysi. Die mussten sich keine Blöße geben. Talk-Tendenz: Wer nicht dabei ist, profitiert.