Große Flut und kleine Fische

BERLIN taz ■ Die Union macht sich sorgen um ihr Umweltprofil – und ihre Kompetenz. Die Umweltpolitik sei „leider nicht angemessen besetzt“ , sagte der CSU-Umweltpolitiker Josef Göppel gestern der Berliner Zeitung. Die Selbstkritik ist ungewöhnlich – aber treffend. Im Wahlkampfteam von Angela Merkel gibt es eine Lücke.

Die CSU-Politikerin Gerda Hasselfeldt soll die Themen Landwirtschaft und Verbraucherschutz übernehmen – und die Umwelt gleich noch mit. Derzeit beackern Umweltminister Jürgen Trittin und Verbraucherministerin Renate Künast die Politikfelder zusammen.

Gerda Hasselfeldt ist bisher in der Umweltdebatte nicht aufgefallen. Tobias Münchmeyer von Greenpeace nennt die Volkswirtin „ahnungslos“. Angelika Zahrnt vom Umweltverband BUND hält sie für einen „ökologischen Leichtmatrosen“. Und Olaf Tschimpke vom Naturschutzbund Nabu findet, dass für die Union Umweltfragen „Anhängsel“ seien.

Es ist lange her, dass der Umweltschutz den Politikbetrieb derart beschäftigte. Angela Merkel hat nun ein Problem. In der Regierung Kohl war sie selbst Umweltministerin. Dennoch wiederholt sie den Fehler, den Edmund Stoiber schon im Wahlkampf 2002 machte: Wie der damalige Kanzlerkandidat kommt sie ohne Umweltpolitiker aus. Und wie Stoiber kämpft Merkel nun um eine glaubwürdige Haltung zur Flutkatastrophe.

Dabei hapert es nicht an Personal. Der CDU-Europaabgeordnete Karl-Heinz Florenz leitet seit Jahren den Umweltausschuss des Europaparlamentes. In Brüssel wurde viel über seine mögliche Rolle im Wahlkampf spekuliert. Merkel hat ihn aber nicht gefragt. Dabei sagte Florenz der taz, er finde einen Platz im Wahlkampfteam „interessant“. Auch der umweltpolitische Sprecher der Union, Peter Paziorek, brachte sich früh ins Gespräch. Umweltschützern wäre der einstige CDU-Umweltminister Klaus Töpfer am liebsten. Nur ist er heute Chef der UN-Umweltorganisation in Nairobi. Und da, so sagte sein Sprecher zur taz, sei er „glücklich“. HG