Risiko für Länder bei HSH Nordbank wächst

FINANZKRISE Die Wahrscheinlichkeit, dass die Garantie gezogen wird, liegt jetzt angeblich schon bei 50 Prozent. Linke fordert öffentliche Debatte über das Geschäftsmodell des Kreditinstituts

Die Garantie greift erst, wenn die Bank mehr als 3,2 Milliarden Euro Verluste macht

Es wird immer wahrscheinlicher, dass die HSH Nordbank einen Teil der Sieben-Milliarden-Euro-Bürgschaft der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein in Anspruch nehmen muss. Wie Der Spiegel berichtet, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Garantie bis zum Jahresende gezogen werden muss, bei 50 Prozent. Das soll Bankchef Paul Lerbinger in einer nicht öffentlichen Ausschusssitzung der Hamburgischen Bürgerschaft gesagt haben. Ein „streng vertraulicher“ HSH-Bericht klinge ähnlich. Ein Sprecher der Bank dementierte die Nachricht.

In ihrer Halbjahresbilanz hatte die HSH die Wahrscheinlichkeit einer Ziehung noch mit 41 Prozent beziffert. Im Ausschuss soll Lerbinger auch eingeräumt haben, dass die von der Bankenaufsicht vorgeschriebene Kernkapitalquote von neun Prozent zum Jahresende wohl nicht zu halten sei. Die Bank prüfe „derzeit Möglichkeiten, die Quote ohne Zuführung von frischem Geld zu stärken“, zitierte das Magazin einen HSH-Sprecher.

Hamburg und Schleswig-Holstein stehen für Verluste der Nordbank aus Altgeschäften von bis zu sieben Milliarden Euro gerade. Diese Garantie greift allerdings erst, wenn die Bank mehr als 3,2 Milliarden Euro Verluste macht. Alles was darüber hinausgeht, müssen die Länder tragen. Der tatsächliche Verlust liegt bisher bei 233 Millionen Euro.

Eine Ziehungswahrscheinlichkeit von 50 Prozent bedeutet, dass in der Hälfte aller Szenarien die Länder mit mindestens einem Euro einspringen müssen. Ob es dazu kommt, hängt davon ab, wie viele Kredite platzen und zu welchem Preis sich Wertpapiere abstoßen lassen.

Unterdessen hat die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft eine öffentliche Debatte über das Geschäftsmodell der Bank und die Situation der Stadt gefordert. „Wir haben den Eindruck, dass das neue Geschäftsmodell nicht funktioniert“, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete Norbert Hackbusch. Damit könnte die Bank zum Fass ohne Boden werden.  GERNOT KNÖDLER