Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Diesmal wird erst nach dem Einheitsfeiertag der Untergang des Realsozialismus und der Nationalismus als solcher angegangen, und zwar gleich dreimal am Donnerstag. Im Bandito Rosso wird über Stalin diskutiert, über seine Verbrechen und sein Politikverständnis, und angesichts der Tatsache, dass Stalin in einigen männerbewegten linken Kreisen plötzlich wieder Anerkennung erfährt, ist es wohl dringend vonnöten, über seine Attacken gegen Linke innerhalb und außerhalb der Partei zu sprechen, sowie über jene, die die unter Stalin verübten Verbrechen bis heute leugnen oder verharmlosen. Eine Veranstaltung der Emanzipativen Antifaschistischen Gruppe. Im NewYorck59 dagegen geht es um „Nationalismus und Krieg am Beispiel Jugoslawiens“, also um die Bürgerkriege Anfang der neunziger Jahre. Carl Polónyi wird referieren und sich anschließend den Fragen des Publikums stellen. In der Baiz wird stattdessen nochmal der pappkamerad namens „der Wessi“ angerufen, ihm werden von Holger Witzel „Pöbeleien aus einem besetzten Land“ entgegengeschleudert. Witzel macht es sich einfach, er sagt nicht nur „Es war nicht alles schlecht“, er sagt, dass heute alles viel viel schlechter ist. Sonntags wird am nämlichen Ort der wunderbare Stummfilm „Die seltsamen Abenteuer des Mr. West im Lande der Bolschewiki“ von 1924 gezeigt, der laut Veranstalter_innen „die irrigen Meinungen des Westens über die UdSSR ironisch glossiert“. Auch das ist etwas simpel dargestellt, will der Film doch zum einen zeigen, dass die UdSSR für die USA ein interessanter Verhandlungspartner sein könnten (allen Imperialismusvorwürfen zum Trotz), und zum anderen, dass in der UdSSR auch sieben Jahre nach der Revolution noch zaristische Zersetzer arbeiten, die eine strenge Polizeiarbeit rechtfertigen. Dieser Kontext muss schon wahrgenommen werden.

■ Stalin: Do., 19 Uhr, Lottumstraße 10a

■ Jugoslawien: Do., 19 Uhr, Mariannenplatz 2

■ Wessi: Do., 20 Uhr, Christinenstraße 2

■ Mr. West: So., 20 Uhr, Christinenstraße 2