Unter Schock

BEISTAND Bundesligaspiel in Hoffenheim wird überschattet vom schweren Autounfall des 22-jährigen Fußballprofis Boris Vukcevic

HOFFENHEIM dpa | „Boris Vukcevic! Boris Vukcevic!“ – minutenlang hallten die Rufe der Hoffenheimer Fans nach dem Abpfiff durch die Rhein-Neckar-Arena. Die Fußballprofis des Bundesligateams hatten sich alle ein weißes Trikot mit der 7 übergestreift. Das ist die Rückennummer ihres verunglückten Mitspielers. Der 22-Jährige kämpft nach einem schlimmen Autounfall in einer Heidelberger Klinik weiter um sein Leben. Das 0:0 gegen den FC Augsburg geriet am Samstag zur Nebensache. Trainer Markus Babbel hatte in der Kabine nur zwei Worte gesagt: „Für Boris!“

Vukcevics Zustand, sagte 1899-Pressesprecher Holger Tromp nach der Begegnung, sei unverändert kritisch. Der Offensivspieler war am Freitag auf dem Weg ins Training mit seinem Auto frontal in einen Laster gekracht, Fotos des Wracks zeigen, dass das Vorderteil des Pkws völlig zerstört wurde. Der gebürtige Kroate (78 Bundesligaspiele) erlitt schwerste Kopfverletzungen und wurde mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen, wo ihn die Ärzte nach einer Notoperation in ein künstliches Koma versetzten.

Auf einer Pressekonferenz dreieinhalb Stunden vor dem Spiel im Trainingszentrum Zuzenhausen hatte Manager Andreas Müller erklärt: „Der Gehirndruck ist einigermaßen stabil, der Herzkreislauf ist einigermaßen stabil.“ Die Polizei sucht noch nach den Ursachen, warum Vukcevic auf gerader Strecke auf die Gegenfahrbahn geraten war. „Der Unfallhergang ist nach wie vor unklar“, sagte ein Sprecher der Heidelberger Polizei. Beide Fahrzeuge wurden beschlagnahmt. Vukcevic ist Diabetespatient, auch in diese Richtung werde ermittelt.

Die Spieler werden von Teampsychologe Jan Mayer betreut. Sie sprachen sich trotz des Schocks dafür aus, zum Spiel anzutreten. „Bei der Mannschaft ist eine Einstellung entstanden, in der wir in den Mittelpunkt die Hoffnung gestellt haben: dass wir heute hier spielen, für Boris spielen, für ihn kämpfen“, erklärte Müller. „Wichtig ist, dass wir eine Rückmeldung von den Eltern bekommen haben: ‚Ja, spielt, kämpft für ihn.‘ “

Auch Fifa-Präsident Joseph Blatter und Lukas Podolski wünschten Vukcevic via Twitter gute Besserung. Die Augsburger zeigten vor dem Anpfiff eine „super Geste“ (Babbel), als sie sich in T-Shirts mit der Aufschrift „Gute Besserung, Boris“ warmliefen. Im Hoffenheimer Fanblock hing ein großes Foto des Spielers. Auf Plakaten las man: „Alles für Boris“, und: „Halte durch!!!“ Im Stadion war die Stimmung gedämpft, beide Mannschaften wirkten gehemmt vor der Kulisse von nur 22.000 Zuschauern. „Es war heute nicht einfach für die Mannschaft bei diesem Ballast, den sie mitschleppte“, sagte Babbel.