Lieber bunt als überfüllt

Ausgerechnet Graffiti sollen das Problem fehlender Wagen bei der U-Bahn lösen

In Berlin ist eine Debatte über Graffiti an U-Bahnen entbrannt. Die Wirtschaftssenatorin und Aufsichtsratschefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Ramona Pop (Grüne) will darüber diskutieren, besprühte Wagen länger fahren zu lassen, bevor sie gereinigt werden. „Man kann sich fragen: Sollen wir die besprüht fahren lassen? Dann hätten wir auf jeden Fall mehr auf der Schiene“, sagte sie dem RBB. Zurzeit sind Bahnen in der Hauptstadt immer wieder überfüllt, weil die BVG zu wenig Wagen hat.

Der CDU-Verkehrspolitiker Oliver Friederici findet die Idee unzumutbar: „Berliner und Gäste unserer Stadt zahlen nicht dafür, in verschmierten Wagen befördert zu werden.“ Ähnlich sieht das sein Kollege Henner Schmidt von der FDP-Fraktion. „U-Bahnen mit Graffiti einfach weiterfahren zu lassen, wie Senatorin Pop es vorschlägt, ist eine Kapitulation vor dem Vandalismus.“ Er forderte, dass die BVG mehr Geld bekommt, um Graffiti schneller zu beseitigen.

Innerhalb der Verkehrsbetriebe gingen die Meinungen auseinander, wie eine Sprecherin am Dienstag sagte. Teile der Belegschaft wollten keine Graffiti auf den Bahnen sehen. Andere fänden es wichtiger, dass zusätzliche Wagen zur Verfügung stünden.

Die BVG lässt bisher Graffiti auf Zügen zu, solange diese keine sicherheitsrelevanten Teile wie Lichter oder Scheiben bedecken. Die Schmierereien werden an ruhigeren Tagen, etwa am Wochenende, gereinigt. Bisher sollte das innerhalb von vier bis fünf Tagen passieren.

Berlins U-Bahn-Flotte ist mit einem Durchschnittsalter von 28 bis 29 Jahre alt. Züge müssen häufiger in die Werkstatt als neue, sie fehlen dann auf der Strecke. Bis 2021 will die BVG 200 neue Wagen anschaffen. Bis 2035 sollen 1.500 Züge folgen. (dpa)