Kurzkritik: Jan-Paul Koopmann über „Love, Love, Love“: Das haben selbst Hippies nicht verdient
Die 68er waren narzisstische Profiteure des Wirtschaftswachstums, in ihrer ideologischen Idee von freier Liebe grausam zueinander und peinlich in ihrem rechthaberischen Gestus der Revolte.
Wer das schon weiß, erfährt von Mike Barletts Stück „Love, Love, Love“ nichts Neues. In der Shakespeare Company gerät die Nacherzählung dieser Geschichte unter der Regie von Patricia Benecke ganz lustig – immerhin – und ist dennoch insgesamt ein Ärgernis.
Spätestens im dritten Akt verpufft’s, wo nach einem noch erfrischend überzeichneten Start im Jahr 1967 und der fiesen Ehekrise von 1990 die Beinahe-Gegenwart der Familiengeschichte im Jahr 2011 verhandelt wird: Den längst entwickelten Widerspruch („Eure Generation ist die Leiter emporgeklettert und hat sie dabei in Stücke geschlagen“) nochmals ausdrücklich auszusprechen, verrät ist seiner Plumpheit noch die letzte Ambivalenz der Inszenierung.
Der durchaus auch im Text angelegte Holzhammer ließe sich vielleicht verschmerzen, wenn nicht zugleich das Schauspiel in sich zusammenbräche: Das Hippiepaar war im Summer of Love noch süß und in den 90ern dann scheiße zu seinen Kindern. Besonders zwischen dem provozierend antriebslosen Vater (Markus Seuß) und seiner herrlich bockigen Tochter (Svea Meiken Auerbach) hat es fühlbar geknallt. Doch am Ende, wenn auf die überreizte Parodie unbedingt ein auch gespieltes Aber kommen müsste, bleibt am Leibnizplatz nur noch ein lauwarmer Aufguss der Prämisse auszuhalten.
Nächste Aufführung: Samstag, 27. 10., 19.30 Uhr, Theater am Leibnitzplatz
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