das wetter
: Oktavsprung

Die Brackelmann notierte noch rasch eine cherubmatische Hebung zwischen Kardinalkadenz und zweigestrichenem Lee, dann griff die große alte Dame der fideischen Sakralkaraoke zum Instrument. Eine Schabrackenschalmei hatte zufrieden röchelnd zu Füßen der Tonsetzerin geruht, doch kaum dass sie Brackelmanns Hand an der Winsch fühlte, blähte das Instrument drohend den Balg. Ein jenseitiges Knurren entkam den gewaltigen Stimmlitzen, die Saiten strafften sich, tausend Wirbel stellten sich auf – der sehnige Klangkörper war zum Oktavsprung bereit. Das Präludium ihrer neuen Kontrabande „O küsst mein Haar zuschanden“ fidelte Brackelmann noch kongenial zu Bruch, doch bereits im Nebenwiderspruch des ersten Satzes schnellte das trichterförmige Schallstück hervor und schnappte nach der Komponistin. Zum Andante al forno lagen nur mehr ihre sauber abgenagten Knochen auf dem Teppich.