Zu wenig Zeit für Fußball

Das 1:1 zwischen Schalke und Mönchengladbach war nicht schön anzuschauen. Schalke-Trainer Ralf Rangnick beschwerte sich über Gladbacher Fußballverhinderer und den zu frühen Abpfiff

AUS GELSENKIRCHENHOLGER PAULER

Vor dem Anpfiff wurde der Gladbacher Niels Oude Kamphuis von seinem Ex-Klub Schalke 04 für die vergangenen sechs Jahre geehrt. Blumen, Applaus, ein Händedruck von Präsident Gerd Rehberg und eine Umarmung von Schalke-Manager Rudi Assauer. Irgendwie war dieses Szenario ein Fingerzeig für die folgenden 90 Minuten, in denen Fußballarbeiter wie Oude Kamphuis und nicht die Spielmacher im Mittelpunkt standen. 1:1 endete das Bundesligaspiel Schalke 04 gegen Borussia Mönchengladbach.

„Ich habe in der Gladbacher Aufstellung nach Offensivspielern gesucht, aber nur zwei gefunden“, sagte Schalke-Trainer Ralf Rangnick nach dem Spiel. Er meinte wohl die Angreifer Oliver Neuville und Marek Heinz. Rangnicks Gegenüber Horst Köppel verzichtete unter anderem auf Spielmacher Thomas Broich oder Angreifer Vaclav Sverkos und fühlte sich recht wohl dabei: „Das Ergebnis war gerecht. Vor allem in der ersten Halbzeit hat das so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt hatte“, so Köppel. Der defensive Mittelfeldmann Kaspar Bögelund traf aus 20 Minuten volley in den Winkel und bescherte den Borussen eine 1:0-Halbzeitführung. Viel mehr hatten sie während der gesamten 90 Minuten auch nicht zu bieten.

Die Schalker ihrerseits mussten auf den letztmals gesperrten Spielmacher Lincoln verzichten. Gustavo Varela und Fabian Ernst konnten ihn nicht wirklich ersetzen. Anderseits hätte, so glaubt zumindest Kapitän Ebbe Sand, der Brasilianer wohl auch keinen Spaß am Spiel gehabt: „Es war unglaublich eng in der Gladbacher Hälfte, Lincoln hätte auch nicht viel Platz bekommen.“ Ebbe Sand bewahrte mit seinem „zu frühen Ausgleich“ (Horst Köppel) die Schalker vor der totalen Pleite. Dass es nicht zu den „verdienten drei Punkten“ reichte, machte Ebbe Sand vor allem daran fest, dass sein Team im dritten Saisonspiel zum dritten mal mit 0:1 in Rückstand geriet. Gegen Kaiserslautern und in Dortmund konnten die Schalker das Spiel jeweils drehen, doch irgendwann gehe es an die Substanz, so Sand. „Wir können das nicht beliebig wiederholen.

Ralf Rangnick vermisste bei seinem Team vor allem in der ersten Halbzeit den „Punch“ und die „Gier“. „In der zweiten Halbzeit war es okay und es sei mal dahin gestellt, ob das Ergebnis verdient war“, so Rangick weiter. Der Schalker Trainer mochte sich mitnichten mit dem Unentschieden abfinden. Vor allem Schiedsrichter Markus Weiner bekam Rangnicks Wut ab. Nach dem Abpfiff rannte der Trainer auf den Unparteiischen zu und redete mit erhobenem Zeigefinger und wilden Gesten auf ihn ein. Ursache hierfür war die, nach Rangnicks Meinung, mit einer Minute viel zu kurz bemessene Nachspielzeit. „Da hätte er auch auch nach 90 Minuten abpfeifen können“, so Rangnick, „das habe ich ihm auch gesagt“.

Tatsächlich ließen sich die Gladbacher bei jeder ihrer Auswechslung aufreizend viel Zeit. Neuville und Heinz schlichen jeweils von der gegenüberliegenden Seite des Spielfeldes Richtung Trainerbank. „Lincoln ist in der vergangenen Saison vom selben Schiedsrichter für eine ähnliche Szene vom Platz gestellt worden“, echauffierte sich Rangnick. Dass Weiner den Schalkern auch noch einen Foulelfmeter verweigerte – Fukal an Larsen – machte die Sache nicht besser.

Auf dem Weg zur endlich angestrebten Meisterschaft dürfte den Schalkern dieses Unentschieden weh tun – es zeigt, dass die spielerischen Momente ohne Lincoln rar sind. Die Gladbacher waren zufriedener. Nach dem Spiel feierten sie den Punkt ausgiebig. Allerdings werden sie mit der Spielweise auswärts nicht allzu viel erreichen können. Der letzte Sieg auf fremden Platz liegt mehr als 16 Monate zurück.