Der Duft des Geldes

Razzia in der Spielbank Hannover: Manipulierte „einarmige Banditen“ rauben Land Niedersachsen aus

Bei einer Razzia in der Spielbank Hannover sind in der Nacht zum Sonntag ein Aufsichtsbeamter und vier Mitarbeiter verhaftet worden. Sie sollen mit Hilfe „einarmiger Banditen“ Geldbeträge abgezweigt haben. „Einarmige Banditen“ sind Spielautomaten mit einem seitlich angebrachten Handhebel, der den Automaten in Gang setzt. Die „einarmigen Banditen“ in der Spielbank Hannover waren so manipuliert, dass sie Geldausschüttungen vorgaukelten, die gar nicht stattgefunden hatten.

Gäste der Spielbank seien nicht geschädigt worden, sagte Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring. Der Betrug war nach Angaben des Ministers nur möglich, weil ein 52-jähriger Finanzbeamter bei der Abzocke mitgemacht hatte – der Mann war in dem Casino eigentlich für die Aufsicht über den korrekten Ablauf des Glücksspiels zuständig. „Der Mann ist seit Jahren beim Finanzamt“, sagte Möllring. Er sei „völlig unauffällig“ gewesen. Auch der Großteil der beteiligten Mitarbeiter des Casinos ist nach Angaben von Staatsanwalt Manfred Knothe schon lange bei der Spielbank beschäftigt gewesen.

Gegen die fünf Männer wird nun wegen besonders schwerer Bestechung, Bestechlichkeit, Steuerhinterziehung, schwerem Diebstahl und Untreue ermittelt – darauf stehen bis zu zehn Jahre Haft. „Bedauerlicherweise kann nicht ausgeschlossen werden, dass Menschen im Umgang mit Geld nicht der Versuchung widerstehen können, sich zu bereichern“, sagte der Geschäftsführer der Spielbanken Niedersachsen GmbH, Rainer Chrubassik.

Um kurz nach 2.30 Uhr am Sonntag hatten mehr als 50 Beamte des Landeskriminalamtes, des Finanzamtes und der Spielbankenaufsicht das Casino durchsucht, das in einer unauffälligen Seitenstraße in der Nähe der Oper liegt. Zeitgleich wurden auch die Wohnungen des Finanzbeamten und weiterer zwölf Spielbank-Mitarbeiter im Raum Hannover gefilzt. Dabei wurden umfangreiche Akten sichergestellt. In der Spielbank wurden 24 „einarmige Banditen“ beschlagnahmt und versiegelt.

Erste Hinweise auf die Manipulationen hatten Mitarbeiter der Spielbankenaufsicht im niedersächsischen Finanzministerium Ende Mai entdeckt, als sie Videoaufzeichnungen aus dem Casino überprüften. Sie glichen die Videos mit so genannten Slot-Data-System-Protokollen ab, die alle Spielbewegungen an den Maschinen festhalten. Dabei fielen Unregelmäßigkeiten auf.

Finanzminister Möllring kündigte an, dass auch die Automatensäle in den anderen neun niedersächsischen Spielbanken vorläufig geschlossen blieben. Zunächst werde überprüft, ob auch dort Geräte manipuliert worden seien.

Der Schaden, der dem Land Niedersachsen in der Spielbank Hannover zugefügt wurde, beläuft sich auf 40.000 Euro. dpa