Eicheln statt Gerste

Ändert der Klimawandel die deutsche Biernation?

Im Gegensatz zu absaufenden Inselstaaten im Pazifik oder versteppenden Mittelmeeranrainern stand Deutschland bislang an der Schönwetterfront der Erderwärmung und grillte sich eins im Jahrhundertsommer. Doch nun der Schock: „Bier könnte infolge des Klimawandels knapp und teuer werden“, orakelte dpa gestern und nährt damit die schlimmste Befürchtung, die in deutscher Zunge formulierbar ist: „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ (Die Kassierer). Das systemrelevante Braugut „Gerste“ ist jedoch besonders anfällig für Wetterextreme, fanden kalifornische Wissenschaftler heraus und prognostizieren Biernationen wie Belgien oder Deutschland schlimmstenfalls Einbußen von 38 Prozent. Zwar könnte man hierzulande zur Alkoholgewinnung auf die steigenden Erträge der hitzeresistenten Rebstöcke zurückgreifen, doch wären die Auswirkungen auf die bierinduzierte deutsche Kultur katastrophal. Als Weinnation hätte das Land mit Klimafolgen wie Tischmanieren oder maßvollem Trinken zu kämpfen. Doch erwächst aus den niedersächsischen Urwäldern Rettung. „So viele Eicheln wie seit langem nicht“, zählte dpa dort ebenfalls gestern und stellte künftigen Generationen damit immerhin extrem knüllemachendes germanisch-bitteres Eichel-Ale in Aussicht.