wortwechsel
: Ein Etappenziel im Hambacher Wald

Der Eilantrag zur Rettung des 12.000 Jahre alten Waldes war vor Gericht erfolgreich. Der Einsatz der Demonstrant*innen war groß – ein endgültiger Sieg ist es wohl dennoch nicht

Gemeinsam gegen die Rodung im Hambacher Forst   Foto: Roland Geisheimer/attenzione

Nur ein Etappensieg

„Rekord-Demo für Hambi“,

taz vom 8. 10. 18

Es ist erst mal ein positives Signal, dass per Richterspruch der Raubbau am Hambi gestoppt wurde, aber es ist nur ein Etappensieg, nicht mehr und nicht weniger! Denn der Energiekonzern RWE wird mit seinen Anwälten mit Sicherheit versuchen dieses Urteil zu kippen.

Es ist ein starkes Zeichen, wie viele Menschen bei der Demo sich gegen eine Rodung gestellt haben für einen Energiekonzern, dem es nur um die Rendite geht! Noch immer haben es Menschen, denen es nur um die Maximierung des Gewinnes geht, nicht verstanden, dass, wenn der Raubbau an der Natur weitergeht, es sich auch für die Menschheit bitter rächen wird! Gerade die Wälder sind nun mal Sauerstoffspender und ohne die wird es irgendwann mal mächtig eng werden auf dem blauen Planeten, wenn die Luft zum Atmen immer knapper wird! Aber wen juckt schon die Natur, wenn der Profit einem anlacht!

René Osselmann, Magdeburg

Die soziale Komponente

„Rekord-Demo für Hambi“,

taz vom 8. 10. 18

Die Demonstranten engagieren sich aus Überzeugung gegen Braunkohle und damit für den Umweltschutz. Das klingt zunächst vorbildlich und lobenswert. Aber leider ist die ausschließlich ökologische Betrachtungsweise vieler Umweltschützer sowohl unrealistisch als auch sehr einseitig. Denn man darf keinesfalls die ökonomische bzw. soziale Komponente der Nachhaltigkeit gänzlich außer Acht lassen.

Aus ökonomischer Sicht bringt der (rasche) Kohleausstieg enorme Verluste, weil bei Schließung der Kraftwerke zahlreiche Arbeitsplätze verloren gehen. In sozialer Hinsicht bedeutet dies wiederum mehr Armut sowie steigende finanzielle Not. Und folglich könnten sich durch einen Anstieg von Armut deutlich weniger Menschen die bislang teuren alternativen Energien (wie Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach) leisten. Das könnte zum bundesweiten Stromkollaps führen, was neue gesellschaftliche Probleme zur Folge hätte. Daher sollte man wie beim Dreieck der Nachhaltigkeit stets mehrere Aspekte differenziert betrachten. Letztendlich kann ein ökologisches Gleichgewicht nur auf der Basis von paralleler ökonomischer und sozialer Sicherheit entstehen.

Julia Engel, Elsdorf

Überhaupt rentabel?

„Vorerst gewonnen“, taz vom 6. 10. 18

Die Analyse des Gerichtsurteils führt noch nicht weit genug. Denn angesichts des Aufschubes der Rodungsarbeiten am Hambacher Forst können sich auch die betriebswirtschaftlichen Gründe dafür ändern, dass das gesamte Vorhaben für RWE überhaupt noch rentabel ist. Zumal zu den erhöhten Kosten in jedem Fall ein schwerer Image-Schaden hinzukommt, der im Übrigen leider kein Novum darstellt, da es mit den Ölprobebohrungen vor einigen Jahren mitten im Naturparadies der Kanaren über eine damalige Tochterfirma und auch gegen den heftigen Widerstand aus der Bevölkerung schon einmal eine ziemlich ähnlich gelagerte Situation gegeben hat. Deshalb benötigt der Essener Konzern vor allem eine andere Firmenphilosophie bzw. Vision, wenn man sich wieder zukunftsfähig aufstellen will!

Rasmus Ph. Helt, Hamburg

Der Sheriff vom Forest

„Gericht stoppt Rodung“, taz vom 8. 10. 18

„Armin der Kurze“ (in Abgrenzung zu „Karl dem Großen“) aus unserer linksrheinischsten aller Vorzeigemetropolen des christlichen Abendlandes mutiert unverhofft zum Sheriff vom Hambach-Forest. Geschickt taktierend blieb er als der eigentlich Verantwortliche immer im Hintergrund bei seinem unerbittlichen Kampf für den Profit eines Energie-Giganten gegen die Umwelt, den gemeinen Bürger und den gesunden Menschenverstand.

Jetzt nach dem Gerichtsurteil des OLG gegen eine Rodung pirscht er plötzlich mit aller Vehemenz aus dem Unterholz der Staatskanzlei in das Blickfeld einer staunenden Öffentlichkeit und beschwört den Interessenausgleich und Dialog. Ich habe mir in Würdigung dieses ministerpräsidentialen Verhaltens erst mal einen kleinen Drink genehmigen müssen: einen „kleinen Feigling“!!!

Helmut Malmes, Stolberg

Das ist Wucherei

„Braucht RWE so viel Kohle“, taz vom 9. 10. 18

Die horrende Summe, die RWE als Folge des Abholzungsstops im Hambacher Wald angibt, ist entweder eine Lüge – oder RWE verdient mit der dreckigsten Energie eine goldene Nase auf Kosten unserer Gesundheit, unserer Umwelt und der Zukunft unserer Kinder und Enkel. Das ist kriminell; und es ist Wucherei, also eine der 7 Todsünden, worauf bekanntlich die Höllenstrafe steht, was jedem gläubigen Christdemokraten klar sein müsste.

Seit Jahren versucht man, RWE von diesem verhängnisvollen Kurs abzubringen, vergeblich. RWE ist ganz allein schuld an seiner Misere und muss sie auch selber ausbaden. Hoffentlich kommen sie nicht auf die Idee, „der Staat“, also wir Steuerzahler, müssten sie jetzt retten!

Henni Pascoe, Mühldorf

Auf wessen Kosten

„Zahl des Tages“, taz vom 9. 10. 18

Da habt Ihr schön was ausgerechnet, was nun politische Konsequenz für eine überflüssige, sozial- und naturunverträgliche Aktion erfordert: Die Landesregierung NRW unter Herrn Laschet und der RWE-Konzern sollten flugs die Polizeikräfte entlohnen, die sie auf den irrwitzigen Plan gerufen haben. Dass dieser Ministerpräsident erst jetzt mal in Ruhe die Folgerungen bedenken will, zeigt seine Unfähigkeit, die Konsequenzen des Klimawandels und aller daran hängenden sozialen Folgen zu erkennen und zu bearbeiten. Die FDP hilft ihm und sich fleißig dabei – alles auf Kosten des Steuerzahlers, der diese überflüssigen Aktionen nicht wollte.

Ernst-Friedrich Harmsen, Berlin