meinungsstark
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Auch im Münsterwald fallen Bäume

„Roden ohne Grund“, taz vom 25. 9. 18

Während Aktivisten im Hambacher Forst für den Erhalt der Bäume kämpfen, fallen wenige Kilometer entfernt, im ­Aachener Münsterwald, unbeachtet Tausende Bäume, um Platz zu machen für Windkraftanlagen. Deutschlandweit gesehen, wird ein Vielfaches von der Fläche des Hambacher Forstes an Wald vernichtet, obwohl auch dort unzählige schützenswerte Pflanzen und Tiere leben, abgesehen von den wertvollen alten Baumbeständen, die verloren gehen. Mich würde interessieren, wie viel an Waldfläche der Windenergie geopfert wird.

Nüchtern ökonomisch betrachtet, lässt sich sicher auch ausrechnen, wie viel Schadstoffe dieser verschwundene Wald gebunden hätte.Uns wollen sie hier über 200 Meter hohe Windkraftanlagen in den alt gewachsenen Buchen- und Eichenwald setzen. Riesige Flächen und Schneisen für Zufahrten sollen gerodet werden. Milane, die hier seit Jahrzehnten brüten, und viele andere seltene Tier- oder Pflanzenarten interessieren die Projektierer nicht – und das, obwohl Messungen ergeben haben, dass der Wind hier für einen vernünftigen Ertrag nicht genügt. Aber das macht nix, das Geld für die Betreiber regnet auf jeden Fall. B. J. Antony, Lohra

Sakradi, so ein Schmarrn

„Einfach stehen gelassen“, taz vom 24. 9. 18

Für die von dem Flixbus-Fahrer an der Raststätte stehen gelassene Person ist die Situation tragisch. Aber: Weiß der Busfahrer um die besondere Lebenslage dieses Menschen? Hat ein Busfahrer immer alle Sitze im Blick? Vielleicht setzt sich jemand nach einer Pause auch auf einen anderen Sitz. Und was soll man von diesem Satz halten: „Er hatte das Gefühl, das Ganze dauerte nicht einmal zehn Minuten.“ Da würde ich als Mitfahrer sagen: Ja, Sakradi, zehn Minuten war’n halt ausg’macht. Im Text steht dann auch, dass Flixbus die GPS-Daten herausgerückt hat (gut!) und die Pausenzeit gestimmt hat. Weiter ist zu lesen, dass der Bus halb voll war, ein paar Zeilen oberhalb dagegen steht die rhetorisch gemeinte Frage, wie es passieren kann, dass ein Linienbus ohne alle seine Insassen weiterfährt. Ja, was soll denn dieser Schmarrn? Björn Reichelt, Immenstadt

Keineswegs frei und gleich

„Ungeregelte Baustelle“, „NFL weist Spieler an: Niederknien verboten!“ taz vom 12. 9. und 24. 5. 18

Wenn man bedenkt, welche Vorurteile Francis Scott Key, der Verfasser der amerikanischen Nationalhymne, schwarzen Menschen gegenüber hatte, sollte man sich nicht wundern, wenn vor allem afroamerikanische Sportler beim Abspielen der Hymne in die Knie gehen. Natürlich finden die Kniefälle auf dem Sportfeld in erster Linie statt aus Protest gegen systemischen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze in der Gegenwart. Dennoch liefern die Biografie und die Ansichten Keys weitere Gründe zum Protest.

Der Sklavenhalter Key glaubte nicht daran, dass alle Menschen gleich erschaffen sind, sondern dass Schwarze eine minderwertige Rasse seien. Ferner war Key Gründungsmitglied der Amerikanischen Kolonialisierungsgesellschaft, die sich das Ziel gesetzt hatte, einen Teil der in den Staaten lebenden freien Schwarzen nach Afrika zu repatriieren. Wer sich über die Kniefälle ärgert, sollte es auch nicht versäumen, sich mit der dritten Strophe der Hymne zu befassen. Dabei geht es um die Bestrafung entlaufener Sklaven. Das Lied von 1814 – ein Loblied auf „das Land der Freien“ – richtete sich also keineswegs an alle US-Amerikaner, frei und gleich. Jeffrey Myers, Frankfurt am Main