LESERINNENBRIEFE
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Der Arbeitgeber weiß gar nix

■ betr.: „Durchschnittlich 40 Tage mehr“, taz vom 29. 9. 12

Sie schreiben: „Diagnostiziert ein Arzt als Krankheitsgrund ‚F10‘, dann weiß der Arbeitgeber: Hier ist jemand wegen Alkoholproblemen krank geworden.“

Das ist falsch, der Arbeitgeber weiß gar nix, weil er den Abschnitt der Krankmeldung, auf dem die Diagnose steht, nicht bekommt.

ERNST SOLDAN, Norderstedt

Geld ist da, aber falsch bewegt

■ betr.: „Rente. Auf dem Holzweg“, taz vom 1. 10. 12

Wenn die Politikerkaste schon nicht gewillt ist, der Zockerei im Bankenwesen wirklich Einhalt zu gebieten, sollte sie die Banken wenigstens dazu zwingen, bei ihrem automatisierten Hochfrequenzhandel ein paar Prozent in ihre Algorithmen mit einzurechnen, die dann an die Renten- und Staatskasse abgeführt werden – dann wären alle saniert. Es ist ja nicht so, dass kein Geld da wäre, auch wenn sie uns das immer glauben machen wollen, es wird nur auf der falschen Ebene bewegt. MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Armutszeugnis für die SPD

■ betr.: „Suche nach dem Markenkern“, taz vom 1. 10. 12

Ist es nicht ein Armutszeugnis für die baden-württembergische SPD, wenn sie nach fast sechzigjähriger CDU-Dominanz im Land nach ihrem Markenkern suchen muss? Permanent eingeklemmt zwischen Bedeutungslosigkeit und der scheinbar ewig währenden schwarzen Macht, hat sie längst ihr Heil darin gesucht, sich von deren Farbgebung infiltrieren zu lassen. Und mit der letzten Landtagswahl trotz ihres historisch schlechtesten Wahlergebnisses eher zufällig an die Fleischtöpfe der Macht gespült, fühlt sich die SPD in völlig weltfremder Hybris in der Juniorrolle auch noch unterbewertet. Vielleicht muss man ja mal sozial-demokratische Ideen entwickeln, falls man sie überhaupt hat, statt auf die „Schubkraft im Bund“ zu hoffen. Ist es nicht entlarvend, wenn Nils Schmid sich bei einer Russland-Tour als Wirtschaftslenker profilieren will und sich dabei auch noch vom Gazprom-Profiteur Schröder dafür loben lässt?

KLAUS-ULRICH BLUMENSTOCK, Stuttgart

Warum Elektrofahrzeuge?

■ betr.: „Ladenhüter Elektroauto“, taz vom 2. 10. 12

Die taz eine kritische Stimme? Muss lange her sein. Mag sein, dass die Regierung Elektrofahrzeuge fördern will, aber warum will das die taz? Warum nicht eine Million weniger Kraftfahrzeuge bis 2020? Warum nicht mehr Fahrräder statt mehr Pedelecs? Wie war das noch mit der Energiewende? SABINE LEHMANN, Bochum

Mobil nach dem Öl

■ betr.: „Ladenhüter Elektroauto“ u. a., taz vom 2. 10. 12

Elektromobilität hat und behält ihren geringeren Mobilitätsradius. Nur mit einem auszubauenden engmaschigen Nahverkehrssystem – Schweiz – wird daraus ein funktionierendes Verkehrssystem. Die Option, auch nach dem Öl mobil bleiben zu können, ist die Botschaft. KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Hat der Elektroantrieb Vorteile?

■ betr.: „Ladenhüter Elektroauto“, taz vom 2. 10. 12

Zwei Aspekte müssen ergänzt werden: 1. Hat der Elektroantrieb Vorteile hinsichtlich der Ausnutzung der Primärenergie? 2. Wer hat Interesse an Elektroautos?

Früher mussten wir als Tragwerksplaner den Wärmeschutz bei Neu- und Umbauten prüfen. Heute wird der CO2-Ausstoß bestimmt! Wenn Sie den CO2-Ausstoß von Otto-, Diesel- und Elektromotoren vergleichen, so müssen Sie die Effizienz der Primärenergieherstellung berücksichtigen! Der Wirkungsgrad unserer Kraftwerke (der Vergleich des Energiegehalts von Kohle, Öl und Gas in Relation zu der daraus hergestellten elektrischen Energie) ist grottenschlecht! Vor einer flächendeckenden Einführung der Elektromobilität müsste der elektrische Strom erst einmal ökologisch sinnvoll hergestellt werden! Zu 2. Offensichtlich haben EON und Siemens nicht genug Lobbyisten auf die Bundesregierung angesetzt. Muss man argwöhnisch sein, wenn man an die Gefahr der Rückkehr zur Atomindustrie (durch die Hintertür) denkt?

Und bei Elektrofahrrädern denke ich an lauter Übergewichtige. Fahrradfahren hält zwar gesund – aber nur wenn man selbst strampelt! NORBERT VOSS, Berlin

Zusammenarbeit ist zu begrüßen

■ betr.: „Wiedergeboren im Waldorfschul-Leib“, taz vom 2. 10. 12

Der Artikel über die Initiative in Wilhelmsburg ist schlecht recherchiert und völlig unnötigerweise hämisch und zynisch. Die Initiative einer interkulturellen Waldorfschule geht nicht von wohlhabenden Eltern in Wilhelmsburg aus, sondern von engagierten Waldorflehrern, die den Impuls haben, sozial benachteiligte Kinder zu integrieren. Dass da eine Zusammenarbeit mit der öffentlichen Volksschule stattfinden soll, ist doch nur zu begrüßen. Was ist daran zu beanstanden?! ERIKA LEISTE, München