Auf Körnersuche

Die Männer des VfL Wolfsburg tun sich noch schwer, in der Fußball-Bundesliga die Favoritenrolle anzunehmen. Beim 1:3 gegen den SC Freiburg nützten auch die schönsten Statistikwerte nichts

Von Christian Otto

Wenn Jörg Schmadtke eine Niederlage erklärt, klingt das oft putzig. „Wir müssen uns nicht unter dem Teppich aus dem Stadion rausbewegen“, sagte der Geschäftsführer des VfL Wolfsburg. Er gab sich große Mühe, nach der 1:3-Heimniederlage gegen den SC Freiburg gute Laune zu verbreiten. Sie hatten viel versucht und gemacht, waren aber an eigenen Fehlern im Spielaufbau gescheitert – und an Gegentoren zum falschen Zeitpunkt.

Die erste Niederlage der Saison ändert jedoch wenig daran, dass Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga eine Mannschaft für gehobene Aufgaben stellt. Am vierten Spieltag erstmals ausgerutscht zu sein, fühlte sich ärgerlich an, aber nicht dramatisch.

Die Wolfsburger Mannschaft hatte gegen Außenseiter Freiburg mehr vom Spiel, mehr Torschüsse abgegeben und mehr Zweikämpfe gewonnen. Aber es fehlte an der nötigen Effizienz in der Offensive. Roland Sallai (7. Minute) und Nils Petersen (20. Minute) brachten den Gast in Führung. Mike Frantz erhöhte auf 3:0 (50.), während für den VfL lediglich Admir Mehmedi (61.) traf. Das sind die harten Fakten zu einer Spielstatistik, die ein ganz anderes Ergebnis hätte vermuten lassen.

Der VfL ist auf der Suche nach der Normalität

Was der VfL Wolfsburg in dieser Saison unter Schmadtke als Mann für das Große und Ganze versucht, ist eine Rückkehr in die Normalität. Wer zwei Spielzeiten lang den eigenen, hohen Erwartungen hinterherläuft, verliert den Spaß und die Fähigkeit, die Fans zu begeistern. Wie schon zum Saisonstart gegen Schalke 04 war das Wolfsburger Stadion auch am vierten Spieltag nicht verkauft. Dass nur 23.011 Zuschauer gekommen waren, lag bestimmt an der beschränkten Prominenz des Gegners – aber auch an den Sünden der Vergangenheit.

Der VfL hat in zwei Jahren Abstiegskampf viel Kredit verspielt und wird wohl noch eine Weile brauchen, bis sein Stadion wieder stattlich gefüllt ist. Stück für Stück soll es vorangehen. „Das ist ähnlich wie beim Hausbau“, erklärte Cheftrainer Bruno Labbadia auf seine Art. „Ohne Fundament gibt es keinen ersten oder zweiten Stock.“

Labbadia möchte in Wolfsburg beweisen, dass er nicht nur dann ein guter Trainer ist, wenn er in der Not als Retter und Motivator gerufen wird. Sich bei der Ansprache der Profis nicht abzunutzen und immer wieder neue Impulse zu setzen, bleibt auch für erfahrene Übungsleiter eine knifflige Aufgabe.

Seine Mannschaft soll das eigene Handeln nicht mehr am Gegner ausrichten, wenn es nach Labbadia geht. Doch genau daran waren die Wolfsburger gegen den SC Freiburg gescheitert: Sie waren plötzlich wieder Favorit, mussten das Spiel gestalten und hatten sichtlich Probleme mit dieser Rolle. „Ein paar Körner haben gefehlt“, sagte Labbadia dazu. Wenn’s nur die sind – die kann man sich ja durch Trainingsfleiß draufschaffen.