LESERINNENBRIEFE
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Nicht kaufen!

■ betr.: „Ich hingegen …“, taz vom 2. 10. 12

Muss das sein? Eine dreiviertel Seite für ein Buch, das nichts taugt? Es nervt schon genug, dass ich mit meinen Gebühren den Talkgast Sarrazin auf ARD mitfinanzieren muss (wie war das doch gleich mit dem Rundfunkstaatsvertrag? Förderung der Völkerverständigung?). Und jetzt bekommt die Frau auch noch eine Medienplattform von der taz und wird „hochgehypt“? Ein Einzeiler hätte auch gereicht oder schlicht zwei Worte: nicht kaufen!

CHRISTINE STECKER, Hamburg

Aufschlussreicher Bericht

■ betr.: „Auf dem Holzweg“, taz vom 1. 10. 12

Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Bericht, der darlegt, wie langsam die Sozialversicherung ad absurdum geführt wird und die Versicherungswirtschaft die Gewinnerin dieses Systems ist.

Damit das so bleibt, werden schon in der Schule die SchülerInnen von „Fachleuten“ indoktriniert, dass angesichts des demografischen Wandels eine „Vorsorge“ fürs Alter unabdingbar sei. Seltsamerweise hat bisher jedoch noch niemand die Absenkung der Beamtenpensionen vorgeschlagen. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Prämie ist kein gutes Werkzeug

■ betr.: „Keine Prämie für E-Autos“, Ladenhüter Elektroauto“,taz vom 2. 10. 12

Um die Verbreitung speziell von Elektroautos zu fördern, ist die Kaufprämie gerade in der Jetztzeit nicht das beste Werkzeug. Die Kosten für die Gemeinschaft, die Ergebnisse für die heimische Automobilindustrie etc. sind unattraktiv. Es gibt bessere Werkzeuge hierzu. Die Politik hat mit der Kfz-Steuerbehandlung schon ein gutes offeriert. Weitere Möglichkeiten für die Einführungsphase sind erforderlich und wären zum Beispiel kostenfreie Parkplätze in der Innenstadt, Verzicht auf die Mehrwertsteuer bei Neukauf, Verschärfung der Feinstaubgrenzen in den Städten und der entsprechenden Strafen, Einführung einer City-Maut. Diese Maßnahmen eröffnen Wege, die Wirksamkeit versprechen, ohne den Steuerzahler zu belasten. Weiterhin sollte die Einführung der neuen Mobilität vorrangig über den Einsatz in Fuhrparks von dazu prädestinierten Unternehmen erfolgen. Auch hier sind zusätzliche kostenfreie Werkzeuge zur Steigerung der Attraktivität möglich.

Post, soziale Dienste, städtische Einrichtungen, Lebensmittellieferanten, Lieferanten in Fußgängerzonen (müssen nicht die strengen Einfahrzeiten der Verbrenner berücksichtigen) und viele weitere Unternehmen mit Fahrdiensten, die eine insgesamt nur mäßige Kilometer-Leistung, aber überwiegend täglichen Einsatz erfordern, sind ideal für den Einsatz. Und diese brauchen oftmals keine teuren, öffentlichen Ladestationen, sondern nur die kostengünstigen, privaten oder halböffentlichen und diese meistens nur zu festen Zeiten.

Der Preis für den elektrischen Treibstoff der Elektroautos beträgt zurzeit etwa zwei bis drei Euro pro 100 Kilometer. Die Zeit, um bei den momentan noch hochpreisigen Fahrzeugen in die Gewinnzone zu gelangen, ist bei passendem Einsatz erstaunlich kurz.

Mit den entsprechenden Werkzeugen und der Einführung der neuen Mobilität über die Flottenstrukturen wird schneller erreicht, dass Firmen und Betriebe schon mittelfristig Fahrkosten sparen, die Städte und Bewohner weniger Lärm-, Geruchs-, und Feinstaubbelastung haben und die Kosten für die Fahrzeuge über die größere Anzahl nach unten getrieben wird. Die Elektroautos können auf diese Weise auch rascher in das Bild des städtischen Verkehrs integriert und vom privaten Autonutzer wahrgenommen werden. Sie gewinnen dadurch mehr Gewicht bei seiner nächsten Kaufentscheidung. Dann könnte für das Jahr 2020 das Upgrade gelingen, und wir hätten statt der eine Million Elektrofahrzeuge die eine Million Elektroautos auf der Straße. MATHIAS RAQUET, Berlin

Ausufernder Individualverkehr

■ betr.: „Ladenhüter Elektroauto“, taz vom 2. 10. 12

Gut, dass es noch einige Zeit ein Ladenhüter bleibt. Denn ganz zum Ende kommt der Kommentator noch zu der Einsicht, dass auch Elektroautos viel zu viele Rohstoffe brauchen, um weiterhin Menschen in Massen zu transportieren. Von anderen Problemen des ausufernden motorisierten Individualverkehrs ganz zu schweigen. Wie gut, dass es da als Rettung das E-Rad gibt!

Aber – das sagt ein passionierter Radler aus Deutschlands Fahrradhauptstadt Münster – wie überwindet man denn bei Wind und Wetter trocken und warm die großen Entfernungen, die zum Beispiel die meisten Arbeitnehmer heute zu ihren Arbeitsplätzen zurücklegen müssen?

Die Orwell’sche Begriffsverengung hat funktioniert: Auch der Kommentator (und wohl auch die Verfasser der Texte auf Seite 4) versteht unter „Elektromobilität“ offensichtlich nur noch „Individualverkehr“. Dabei haben wir seit weit über 100 Jahren eine Elektromobilität, die wirklich zukunftsfähig ist: elektrische Straßen- und andere Bahnen. Auf ihre Förderung und Weiterentwicklung sollten sich der Ehrgeiz der Politik und das Interesse der Medien richten, nur ein guter öffentlicher Verkehr ist nachhaltig zukunftsfähig. Elektroautos müssen ein Nischenprodukt bleiben.

Übrigens: Aus China, dem Lieblingsabsatzmarkt von Daimler und Porsche, kommen auch die ersten in der Praxis erprobten elektrischen Stadtbusse. Da gäbe es doch für die europäischen Autobauer ein lohnenswertes Betätigungsfeld.

WOLFGANG WIEMERS, Münster