LITERATUR
: Schmerzhafte Passage

Worauf man sich gefasst machen muss, lässt Richard Ford den Erzähler seines aktuellen Romans „Kanada“ (Hanser, 464 S., 24,90 Euro) Dell Parsons schon in den ersten beiden Sätzen unmissverständlich ankündigen: „Zuerst will ich von dem Raubüberfall erzählen, den meine Eltern begangen haben. Dann von den Morden, die sich später ereignet haben.“ Als seine Eltern ins Gefängnis müssen, findet der junge Dell Unterschlupf in der kanadischen Prärie. Aber auch dort trifft er auf einen Mann mit einer dunklen Vergangenheit und die Passage in die Welt der Erwachsenen wird zum Albtraum. Spannend ist „Kanada“ aber nicht wegen der zwei Kriminalgeschichten, sondern vor allem wegen Fords langsamer und schmerzhaft präziser Darstellung der Bewohner jener Welt, die keine Unschuld kennt, und ihrer Kräfte. Und der Schwierigkeit, aus all dem zu versuchen, „ein Leben zu machen“.  MATT

■ Di, 9. 10., 19.30 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38