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Jesus, Mohammed, Adolf

Dan Brown schreibt neuen turbulenten Reißer

Das angeblich von Leonardo da Vinci verfertigte Gemälde „Salvator Mundi“ zeigt überhaupt gar nicht Christus, sondern einen geheimnisvollen Amerikaner Foto: ap

Im vorigen Jahr wünschten wir versierten Verschwörungstheoretiker uns, dass der Schundschreiber Dan Brown endlich ein neues Machwerk zusammendrechselt, damit wir wieder was zu lachen haben. Der Inhalt: Der Zeitreisende Galileo Galilei ermordet den Altpapst Benedikt XVI. wegen dessen Vergangenheit als Hitlerjunge, indem er ihn in ein Schwarzes Loch zerrt. Der Titel: „Holy hole in one“. Auf Deutsch: „Im dunklen Loch des Heiligen Vaters“.

Jetzt verdichten sich die Anzeichen, dass der amerikanische Schwartenklopper wieder irgendeinen Unfug über den Vatikan und da Vinci in die Tasten haut. Denn wie anders sollen wir die Nachrichten aus Abu Dhabi verstehen, in denen es um ein Da-Vinci-Werk geht? Wo Leonardo ist, da ist Dan Brown nicht weit.

Im November 2017 hatten die Golfscheichs in New York für die irre Summe von 450 Millionen Dollar das Gemälde „Salvator Mundi“ erworben, das vage Leonardo da Vinci zugesprochen wird, aber eher von seinen Schülern und findigen Restauratoren auf Renaissance-Meister getrimmt wurde. Doch den neureichen Scheichs kann man ja jeden Plunder verkaufen.

Am Montag nun hat das Kulturministerium des Emirats Abu Dhabi per Twitter bekannt gegeben, dass die Enthüllung des Gemäldes auf unbestimmte Zeit verschoben worden ist. Das Bild, das angeblich einen blau gekleideten Christus mit einer Kristallkugel zeigt, sollte ab dem 18. September im neuen Louvre-Museum von Abu Dhabi ausgestellt werden.

Was könnte geschehen sein? Ist den Scheichs aufgefallen, dass man sie in New York übers Kunstohr gehauen hat? Dass auf dem Bild gar nicht Jesus, sondern Mohammed zu sehen ist? Nein! Es ist nicht Jesus. Es ist nicht Mohammed. Es ist Dan Brown, den Leonardo da Vinci damals porträtiert hat!

Das zumindest wird Dan Browns Chefermittler Robert Langdon herausfinden, nachdem ihn eine wilde Verfolgungsjagd über Boston und Rom nach Mekka und Medina und weiter ins Schlaraffenland führt. Dort weist er nach, dass der Prophet Mohammed ein unehelicher Sohn Jesu ist und verheiratet war mit einer Urgroßmutter von Leonardo da Vinci, der wiederum seinen Großneffen Galileo Galilei anweist, Adolf Hitler zu verhindern, indem er im Vatikan …

Puuuh! Da kommen selbst wir dicken Freunde des Schunds nicht mehr mit, das ist doch arg hanebüchen, Dan Brown, alter Schwadderlapp!

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